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Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte Städtisches Krankenhaus

Städtisches Krankenhaus

Das Großprojekt zum Neubau bzw. zur Erweiterung des Städtischen Krankenhauses in Potsdam erstreckte sich, inklusive der ersten Vorplanungen, von 1912 bis 1929. Reinhold Mohr lieferte erste Entwürfe und zeigte sich verantwortlich für den heute nicht mehr existierenden Komplex des Hauptgebäudes, sowie die Planung zur Modernisierung und Zusammenführung der älteren Krankenhausgebäude auf dem Gelände des heutigen Ernst von Bergmann Klinikums.

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Krankenhausneubau an der Burggrafenstraße

Der Lageplan zeigt das Areal zwischen Burg- und heutiger Gutenbergstraße, Bassinplatz rechts sowie dem heute teilweise überbauten westlichen Abschnitt der Türkstraße. Rechts unten ist das 1894 in der Moltke- bzw. heutigen Hebbelstraße 1 fertiggestellte Städtische Feuerwehr-Depot zu erkennen. Am oberen Rand erstreckt sich entlang der Türkstraße das 1849 bis 1852 nach Plänen von Eduard Gebhardt errichtete Alte Krankenhaus. Es ist, wenn auch stark verändert, noch heute erhalten. Rechts unterhalb, inmitten einer Grünanlage, liegt das 1890 erbaute Auguste-Viktoria-Krankenhaus. Auch dieser Bau hat sich in seinen Grundzügen erhalten. Farbig hervorgehoben ist der Entwurf des an der Burggrafenstraße seit 1912 geplanten Neubaus des Städtischen Krankenhauses. Das Blatt gehört zu einem Ende Februar 1913 von Reinhold Mohr fertiggestellten und im März von der Stadtverordnetenversammlung bestätigten Vorprojekt. Aufgrund des Beginns des Ersten Weltkriegs im August 1914 wurde das Projekt abgebrochen. [Thomas Sander] Blattangaben: o.l.: Situation zum Projekt / des Krankenhaus-Neubaus. Potsdam. / M = 1:500.; u.l.: 1912. R. Mohr.

Krankenhausneubau an der Burggrafenstraße

Der zum Vorprojekt vom Februar 1913 gehörende Grundriss zeigt das für die Zeit um 1900 für Krankenhäuser typische Pavillonsystem. Dabei wurden Funktionsbereiche wie Betten- und Isolierstationen, Operationssäle, Küchen und Wäschereien, aber auch Büros und Personalwohnungen voneinander getrennt über ein parkähnliches Areal verteilt. Die Gebäude standen entweder frei oder waren – wie in diesem Fall – durch Laubengänge verbunden. Mittels gärtnerischer Anlagen sollte das Wohlbefinden von Patienten und Personal gefördert werden; zugleich hoffte man auch der raschen Ausbreitung von Infektionskrankheiten entgegenzuwirken. Der an der heutigen Gutenbergstraße geplante Krankenhaus-Komplex sollte aus vier Trakten um einen Binnenhof bestehen. Dieser läge heute etwa dort, wo sich westlich des Präventions- und Rehazentrums des Klinikums Ernst von Bergmann ein großer Parkplatz erstreckt. Mohr konnte den Entwurf nicht weiterbearbeiten, da er u.a. mit dem Projekt eines Rathausneubaus beauftragt wurde. [Thomas Sander] Blattangaben: o.l.: Projekt zum Krankenhaus-Neubau. / – zu Potsdam. –; u.m.: Erdgeschoss. M = 1:200.

Erweiterung des Städtischen Krankenhauses

Nach Abbruch der seit 1912 laufenden Krankenhaus-Planungen infolge des Ersten Weltkriegs, wurde im Januar 1920 „unter ganz anderen Gesichtspunkten ein viel größeres Projekt aufgenommen“. Zunächst war an eine Erweiterung der zwischen Altem Krankenhaus und Auguste-Viktoria-Krankenhaus gelegenen Chirurgie mit einem Operationsflügel gedacht. Weitere Bauten sollten folgen und schließlich, so Mohr, „die alten Krankenhäuser (…) später ganz ausgeschaltet werden“. Ein eigens ausgeschriebener Wettbewerb mit „reichster Beteiligung“ brachte allerdings kein Ergebnis. Vor allem städtebaulich schien er eine Enttäuschung, da laut Mohr „sämtliche Arbeiten nach Türkstraße und Burggrafenstraße orientiert waren“. Für ihn war hingegen „im Stadtbild Potsdam der Bassinplatz als Schwerpunkt zur Krankenhausanlage maßgebend“. Vorliegendes Schaubild legte er am 14. September 1925 auf einer Krankenhauskommissionssitzung vor. Zu dem Zeitpunkt war der abgebildete Erweiterungsbau noch nicht einmal begonnen worden. [Thomas Sander] Blattangaben: u.: Krankenhaus-Erweiterungsbau – Potsdam. 9. 1925. Mohr.

Vogelschau vom Krankenhausneubau

Nachdem seit Januar 1920 die Stadt den Versuch unternahm, die immer katastrophaler werdenden, durch Überbelegung, veraltete bzw. fehlende Ausstattung und mangelnden baulichen Erhalt geprägten Zustände des Städtischen Krankenhauses mithilfe eines großzügigen Neubaus zu beheben, musste infolge „der schlechten Finanzlage“ die weitere Bearbeitung im Juli 1921 eingestellt werden. Erst im September 1924 konnte nach einer Besprechung bei Oberbürgermeister Rauscher, an der auch Stadtbaurat Dreves und Stadtarchitekt Mohr teilnahmen, die Arbeit daran wieder aufgenommen werden. Nun aber sollte kein völliger Neubau mehr entstehen, sondern nur noch ein Verbindungsbau zwischen dem Auguste-Viktoria-Krankenhaus (Bild unten links) und dem Alten Krankenhaus (Bild unten rechts) „unter völligem Ausbau beider alten Häuser und mit Anschluß an die Wirtschaftsgebäude“ (Bild oben rechts). Die Perspektive zeigt diesen Verbinder mit seinem Turm, der für das Haupttreppenhaus, Aufzüge und den Empfang gedacht war. [Thomas Sander] Blattangaben: u.r.: Vogelschau vom Krankenhausneubau / R. Mohr 1925

Ansicht des Städtischen Krankenhauses

Der Betrachter steht westlich vom neuen Verbindungsbau, der sich zwischen dem alten Koch- und Waschküchengebäude links und dem Alten Krankenhaus rechts erstreckt. Den Mittelpunkt des erweiterten Krankenhauskomplexes markiert der turmartige Aufbau des zentralen Eingangsbereichs. In ihm befanden sich nach Fertigstellung das Haupttreppenhaus, ein Paternoster und ein Krankenaufzug, zudem geräumige Hallen, „von denen der Aufnahmeraum, die Büroräume, und der allgemeine Warteraum für das Publikum, ferner die Warte- und Sprechzimmer der dirigierenden Ärzte und der Oberin, sowie alle Abteilungen zugänglich“ waren. Die Lage des Turms war nicht zufällig gewählt. So schrieb Mohr 1925: „Bei einer späteren Hinzunahme der Türkstraße zum Krankenhausgrundstück und eventueller Niederlegung der Jägerkaserne (…) liegt dieser Turm in der Achse der Charlottenstraße.“ So ist es zwar gekommen, aber seit 1983 steht genau in der Achse der Charlottenstraße ein neungeschossiges Bettenhochhaus aus Fertigteilen. [Thomas Sander] Blattangaben: o.l.: Krankenhaus – Neubau – Potsdam. / Ansicht der Westseite / M. 1:200.; u.r.: Potsdam den 8. März 1927.

Ansicht des Städtischen Krankenhauses

Diese Perspektive zeigt die Ecke zwischen dem geplanten, also zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgeführten, nördlichen Teil des Verbindungsbaus vom alten Koch- und Waschküchengebäude links zum turmartigen Haupteingangsbereich. Ihm schließt sich auf der Rückseite, im Bild rechts, der Verbindungsflügel zum Auguste-Viktoria-Krankenhaus an. In ihm waren die Chirurgische Abteilung mit 101 Betten sowie ein Saal mit 24 Betten im Obergeschoss für die Kinderstation der Äußeren und Inneren Abteilung vorgesehen. Auf dessen Nordseite, hier aber nicht mehr sichtbar, entstand ein Operationstrakt mit Radiologie. In der Ecke liegt der rückwärtige Eingang zum Haupttreppenhaus und zu den Aufzügen. Zu ihm führt längs des Verbindungsflügels eine überdachte Rampe für fahrbare Krankentragen. Anders als hier gezeigt, wurde der hintere Teil der Rampe mit Betonsprossenfenstern des damals hochmodernen Systems „Luxfer“ verkleidet, der Balkon über die gesamte Ebene gezogen und noch eine dritte Ebene aufgesetzt. [Thomas Sander] ("Luxfer": Die Deutsche Luxfer-Prismen-Gesellschaft m.b.H. stellte Glasbausteine her.) Blattangaben: u.r.: Dez. 25 Mohr

Ansicht des Städtischen Krankenhauses

Vorliegende Perspektive gehört wie das Blatt AT-2016-129 anhand der Zeitangabe am unteren Rand vermutlich zu jenen Plänen, die am 18. Dezember 1925 der Regierung Potsdam zur Genehmigung vorgelegt wurden. Zu sehen ist die Rückfront des geplanten südlichen Verbindungsbaus vom Alten Krankenhaus rechts zum turmartigen Haupteingangsbereich. Ihm schließt sich links der Verbindungsflügel zum Auguste-Viktoria-Krankenhaus an. Während auf der Nordseite dieses Flügels die Korridore verlaufen, sind die Krankenzimmer nach Süden orientiert. Ihnen vorgelagert erstrecken sich in drei Ebenen Liegeterrassen für Sonnen- und Luftbäder. In einem Bericht über die bis dahin herrschenden hygienischen Zustände im Krankenhaus wurde auch das vollkommene Fehlen von „Liegebaracken und Veranden“ kritisiert. Der Transport der Kranken in den Garten war zuvor „eine enorme Belastung für Kraft und Zeit des Personals“, da es keine Fahrstühle gab und zu wenig Leute, und unterblieb daher oft „zum Schaden der Kranken“. [Thomas Sander] Blattangaben: u.r.: Dez. 25. Mohr.

Ansicht des Städtischen Krankenhauses

Der Blick geht von der Türkstraße, die damals vom Straßenbahndepot an der Havel über die Neue Königstraße bis zum Bassinplatz führte, hinüber zur Südecke des Auguste-Viktoria-Krankenhauses. Dasselbe war im Oktober 1890 von der Stadtverwaltung begründet worden und bezog den hier teilweise sichtbaren, zweigeschossigen Backsteinbau inmitten einer Grünanlage. 1899 gab es hier 24 Betten für – über das Jahr verteilt – 125 Patienten der I. und II. Klasse. Diese hatten einen täglichen Verpflegungssatz von sechs bzw. drei Mark zu bezahlen. Um sie kümmerten sich zwei Ärzte, drei Diakonissen und ein Krankenwärter. Zeitgleich versorgte das benachbarte Städtische oder Alte Krankenhaus 1.942 Patienten bis zur III. Klasse in 273 Betten für einen Verpflegungspreis von 1,25 Mark pro Tag. Hier arbeiteten vier Ärzte, 18 Diakonissen und sieben Krankenwärter. Mohr verband 1925 in seinem Plan die beiden Anstalten über den rechts erkennbaren Zwischenflügel und setzte an die Gelenkstelle ein Treppenhaus. [Thomas Sander] Blattangaben: u.l.: Hinterfront Anbau an das Wirtschaftsgebäude 1925. [ = durchgestrichen] / Anbau an das Aug. Viktoria-Krankenhaus 1925.

Krankenhausneubau, Eingangshalle

Im Jahr vor seiner Ausreise in die BRD stellte Mohr eine Liste seiner Zeichnungen zusammen, darunter auch seiner Entwürfe für die ab 1924 geplanten Um- und Erweiterungsbauten des Städtischen Krankenhauses an der Türkstraße. Auf Seite 3 heißt es: „3 Blatt Perspektiven (1 farbiges) von der Eingangshalle 1925. Ausgeführt mit blauem Gummifußboden, gelben Kacheln, Beleuchtungskörper Prismen.“ Die vorliegende Darstellung gehörte zu diesen Blättern und diente als Grundlage für eine Farbstudie (vgl. Blatt AT-2016-211). Zu sehen ist das Eingangsfoyer im Erdgeschoss in Richtung Norden. Links geht es durch die Tür ins Haupttreppenhaus, rechts über einen Windfang ins Freie. Beiderseits des Windfangs liegen durch Milchglas abgetrennt ein Warteraum und eine Telefonzentrale, worüber das Foyer indirektes Tageslicht erhält. Die Wände sind mit ockerfarbiger Baukeramik der Blumenfeld AG aus Velten verkleidet; weiteres Licht kommt über Prismen-Säulen der Deutschen Luxfer Prismen Gesellschaft in Berlin. [Thomas Sander]

Krankenhausneubau, Eingangshalle

Mohr hat in seiner Entwurfstätigkeit viele Farbstudien geschaffen, um für sich und seine Auftraggeber die unterschiedlichen Wirkungen von Materialien und Techniken auf Oberflächen im Innen- und Außenbereich zu überprüfen. Für das Eingangsfoyer schuf er u.a. ein Aquarell, das aber 1945 im Stadtschloss verbrannte. Wohl um seine Vorstellungen der Nachwelt zu erhalten, legte er nachträglich die vorliegende Lichtpause mit farbiger Kreide an. Beim Entwurf des Städtischen Krankenhauses spielte Farbe nicht nur künstlerisch eine Rolle, sondern hatte auch der optischen Unterscheidung der einzelnen Stationen zu dienen. Daher ließ Mohr die Türen in gefärbtem Birkensperrholz ausführen: „Im lebenden Stamm wurden die Bäume unten angebohrt und die Farbe von etwa 5 m hohen Fässern durch Schläuche dem Baum eingeführt, wodurch im eigenen Saft der ganze Baum mit Farbe durchzogen wurde. Es entstanden dadurch herrliche Furniere. Leider sind diese Türen im Krankenhaus alle wegen Bombenschaden ausgewechselt.“ [Thomas Sander] Blattangaben: Eingangshalle Städt. Krankenhaus Potsdam. / Aquarellbild im Stadtschloss verbrannt. / R. Mohr

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