Im Alten Testament (4. Mose 20, 13) wird beschrieben, wie es den Israeliten nach ihrem Auszug aus Ägypten in der Wüste an Wasser mangelt und sie sich gegen Moses auflehnen. Auf Gottes Befehl hin schlägt Moses mit seinem Stab Wasser aus dem Felsen. Pietro Testa (1611–1650) zeigt den Moment unmittelbar nach dem Moses Gotteswerk vollbracht hat und einige der Israeliten bereits das rettende Wasser trinken, während andere voller Ehrfurcht und Dankbarkeit betend ihre Hände und Blicke gen Himmel wenden. Im Bildhintergrund ist ihr Zeltlager zu erkennen, von dem aus weitere Personen zur Stätte des Wunders eilen. Alle Figuren verdeutlichen durch ihre kraftvolle Gestik und ausdrucksvolle Mimik die Dramatik der Situation, die auch durch ihre vom Wind bewegten Gewänder betont wird. Dabei gelingt es Testa, eine Bandbreite an Affektdarstellungen zu zeigen.
Zusammen mit Testas Darstellung „Laban sucht die von Rahel verborgenen Götterbilder“, welches als Pendant zu diesem Gemälde assoziiert wurde, erwarb König Friedrich Wilhelm III. die Gemälde 1815 als Teil der Sammlung Giustiniani. Zuvor war das Werk seit 1638 in der Sammlung des Marchese Giustiniani nachweisbar, von dem es auch in Auftrag gegeben worden war. Zum Zeitpunkt des Erwerbs sowie lange danach galt es als ein Werk Nicolas Poussins (1594–1665). Nicht zuletzt Testas starker kompositorischer Bezug auf Poussins Werk mit der gleichen Thematik (heute National Gallery of Scotland, Edinburgh), mag dafür ausschlaggebend gewesen sein. Obgleich beide Gemälde nicht genau datiert werden können, geht man in der Forschung davon aus, dass der jüngere Testa sich an Poussin für diesen bedeutenden Auftrag orientierte.
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Franziska Ratajczak
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