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Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte Brandenburgisches Glas [80-63-GL]
Großer Deckelpokal mit Rundbogendekor (Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte / Holger Vonderlind (CC BY-NC-SA)
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Großer Deckelpokal mit Rundbogendekor

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Beschreibung

Pokal aus dickwandigem, farblosem Glas. Auf dem ansteigenden Fuß drei versenkte Rundbogenkränze in Hohlschliff, der untere durch eine gekehlte Rille von den beiden oberen getrennt. Der massive Schaft ist wabenfacettiert und besteht aus einem Baluster mit eingeschlossener Luftblase zwischen zwei ebenfalls wabenfacettierten Nodi. Die gesamte Wandung der Kuppa greift das Rundbogenmotiv des Fußes auf. Ebenfalls exakt übereinanderliegend, jedoch in Hochschnitt und graduell breiter werdend, weisen die Rundbögen hier entgegengesetzt nach oben. So erzeugen die Kränze einen schuppenartigen Effekt als sogenannte "Muschelung". Der schmucklose Lippenrand trägt die mattgeschnittene, später ergänzte Inschrift „Pour souvenir le 23. Sept. 1780. et Dedomarcher. [Darstellung eines einfachen Pokals]“. Der zugehörige Deckel ist wie die Kuppa mit vier Rundbogenkränzen im Hochschnitt verziert, wenngleich diese wie der Dekor am Fuß nach unten deuten. Der Knauf nimmt die Schliffverzierung des Schafts auf und schließt ebenfalls eine Luftblase ein.
Die Wiederholung typischer Dekorationselemente wie das Rundbogen- oder auch das Spitzblattmotiv auf Fußplatte, Kuppaansatz sowie Deckel, und der identische Dekor an Schaft und Knauf sind ein charakteristisches Merkmal von Erzeugnissen der Potsdamer Glashütte. Dass diese Art der Veredelung nahezu die gesamte Oberfläche eines Hohlglases bedeckt, ist hingegen überaus selten und eher von Rubingläsern bekannt (vgl. Kerssenbrock-Krosigk, Rubinglas, 2001, Kat. 16, 29). Bekannt ist lediglich ein kleiner Potsdamer Pokal mit nahezu identischem Schuppendekor, datiert 1720–1740 (vgl. Dr. Fischer Kunstauktionen, Auktion 249, 17.10.2015, Los 129). Formal ähnlich ist zudem ein sächsischer Deckelbecher, datiert vor 1731 (vgl. Haase, Sächsisches Glas, 1988, Kat. Nr. 104, S. 321. Für die Schliffverzierung an Schaft und Knauf vgl. Deckelpokal mit Porträt August des Starken von um 1720 in: Drahotová, Europäisches Glas, 1982, Abb. Nr. 90, S. 125).
Der Deckelpokal entstand demnach viel früher als die offensichtlich nachträglich angebrachte Inschrift vermuten lässt. Laut Dedo von Kerssenbrock-Krosigk gedenkt die Inschrift dem 27. Jahrestag der Einweihung der Französischen Kirche Potsdam (vgl. Kerssenbrock-Krosigk, 2003, Katalogeintrag 4.3.5, S. 56; Götzmann/Kaiser, Gläserne Welten, 2017, Kat. Nr. 85).
Das gravierte Datum könnte sich ebenso auf die Beförderung von Anton Wilhelm von L'Estocq (1738–1815) beziehen, der am 23. September 1780 zum Escadronchef ernannt wurde. In diesem Fall wäre der Pokal als Repräsentationsgeschenk nachträglich mit der Aufschrift versehen worden. Denkbar ist allerdings auch, dass sie anlässlich der Teilnahme an einem dreitägigen Manöver vom 21. bis 23. September 1780 unter Friedrich II. bei Potsdam angefertigt wurde (vgl. Rödenbeck, Karl Heinrich Friedrich: Tagebuch oder Geschichtskalender aus Friedrich’s des Großen Regentenleben, Band 3, S. 237). Der Empfänger könnte der teilnehmende General Friedrich Ehrenreich von Ramin (1739– 1782) gewesen sein, der zu vielen Gelegenheiten wertvolle Geschenke von Friedrich II. erhielt (vgl. Lippe-Weißenfeld, Ernst zur: Fridericus Rex und sein Heer. Ein Stück preussische Armeegeschichte, Berlin 1868, S. 119).
Ein weiteres Rätsel gibt die gravierte Darstellung des kleinen Pokals am Ende der Inschrift auf. Es ist denkbar, dass der Graveur sich damit selbst als Eigentümer bezeichnen wollte, denn ein derartiger Kelch, eine Vase oder auch Flasche stand emblematisch für deren Berufsgruppe und findet sich häufig neben Signaturen (vgl. Hartmann, Carolus: Glasmarken-Lexikon 1600–1945. Signaturen, Fabrik- und Handelsmarken, Stuttgart 1997, Nrn. 10638–10998, S. 469–484). Der Deckelpokal stammt aus dem Nachlass Dr. Paul Heiland (1870–1933). [Verena Wasmuth]

Material/Technik

Glas / in Hilfsmodel geblasen, geformt, geschliffen, geschnitten

Maße

H. 45,8 cm; H. ohne Deckel 30,0 cm; Dm. Fuß 14,2 cm; Dm. Mündung 12,7 cm

Literatur

  • Götzmann, Jutta/Kaiser, Uta (Hg.) (2017): Gläserne Welten. Potsdamer Glasmacher schneiden Geschichte. Petersberg, Kat. 85, S. 147f.
  • Landeshauptstadt Potsdam. Der Oberbürgermeister (Hg.) (2003): Königliche Visionen. Potsdam. Eine Stadt in der Mitte Europas. Potsdam, Kat. 4.3.5
Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte

Objekt aus: Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte

Das Potsdam Museum wurde 1909 von Potsdamer Bürgern und Mäzenen, die im Potsdamer Kunstverein und Potsdamer Museumsverein aktiv waren, als...

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