Die Ornamentik der Stickerei entspricht Mustern für alte Leinenstickerei, wie sie in den siebziger und achtziger Jahren im Zuge historistischer Rückbesinnung auf alte Herstellungs- und Musterformen sehr häufig als Vorlagen erschienen wie etwa in Julius Lessings "Muster altdeutscher Leinenstickerei" oder in der "Muster=Sammlung alter Leinen=Stickerei von Schulze und Mais. Sicherlich wird die Stickerei in dieser Zeit entstanden sein. Ihre Herkunft ist nicht bekannt. Die rückseitige Beschriftung mit "Fenster" sichert die Identifizierung der Stickerei als Fensterdekoration; die Nummer "68" auf einem Pappzettel könnte auf eine Raumnummer oder eine laufende Objektnummer innerhalb eines Raumes hinweisen. Die Gestaltung des Behangs besonders mit seiner segmentbogenförmigen, leicht angespitzten Oberkante entspricht den Fensterformen in Schloß Babelsberg und legt daher eine Herkunft aus diesem Schloß nahe. Allerdings ist unter den laufenden Objektnummern mit der Zahl 68 im einzigen Inventar von Schloß Babelsberg keine bestickte Fensterdekoration verzeichnet. Für den dortigen Raum 68, das Badezimmer der Kronprinzessin, beschreibt es eine Wandbespannung mit hellem Kattun, wozu der hellbraune Grund der Stickerei gut passen würde. Allerdings nennt das Inventar von 1896 für den Raum eine zweiteilige Fenstergardine von demselben Kattun wie die Wandbespannung, mit Gimpenbesatz (mit Seide umwickelte Baumwollschnüre), mit je zwei Quasten, Bogendraperie mit Fransenbesatz und fünf Quasten. Diese Gardinen wurden 1911 vernichtet. Eine einteilige Fensterdekoration mit Stickerei ist nicht erwähnt. Ein anderer passender Eintrag konnte nicht ermittelt werden. Entweder wurde die Stickerei im Inventar nicht berücksichtigt oder diente vor oder nach der Inventarerfassung zur Ausstattung der Schlossräume.
Uta-Christiane Bergemann
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