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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Uhren und Musikinstrumente [V 3]
George, Louis: Konsoluhr mit Flötenwerk, 1770, V 3. (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY)
Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Ziebe, Oliver (Berlin, 2020) (CC BY)
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Louis George, Konsoluhr mit Flötenwerk, 1770, Inv. Nr. V 3

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Beschreibung

Das auf zierlichen, nach innen geschwungenen Füßen stehende Uhrgehäuse weist unterhalb des Zifferblattes die für Uhren der Epoche Louis-quinze typische Einschnürung auf. Das Messingfurnier auf dem Holzkern ist in Form verschiedener Blumen und Ranken ausgeschnitten und in Marketeriearbeit mit farbig hinterlegten Materialien, wie Schildpatt und Perlmutt, ausgelegt. Vergoldete Gelbgussornamente, Zweige mit Blüten und Rocaillen, unter dem Zifferblatt ein spiralförmig gedrehtes Rocaille-Motiv, zieren das Gehäuse. Die von Blumen und Ranken umgebene gravierte Uhrmacher-Signatur liegt auf der etwa herzförmigen Messingplatte unter dem Zifferblatt, teilweise verdeckt durch die Türdekoration. An den Seiten befinden sich vergitterte und mit Stoff bespannte Schallöffnungen. Das Gehäuse steht auf einer zugehörigen, in der gleichen Technik ausgeführten und ebenfalls mit vergoldeter Gelbgussdekoration geschmückten Konsole.
König Friedrich II. von Preußen erwarb die Flötenuhr 1771 offensichtlich eigens für das bis 1775 umgebaute Gästeschloss Neue Kammern im Park Sanssouci. Sie war und blieb bis heute die einzige Uhr in diesem Gebäude, wo sie im vierten Gästezimmer an der Wand hängt. Dies unterstreicht den hohen Wert, den man damals solch aufwendigen Musikuhren beimaß. In Friedrichs Schlössern findet man sie ausschließlich in seinen eigenen Appartements oder in einigen wenigen, besonderen Gästen vorbehaltenen Wohnräumen. Der in Paris und in der Schweiz ausgebildete Berliner Hofuhrmacher Louis George stammte aus einer nach Brandenburg-Preußen zugewanderten Hugenottenfamilie und erwarb sich durch seine „Singe=Uhren“ – vor allem mit Flötenwerken – beim König einen Namen. (Silke Kiesant)

Beschriftung/Aufschrift

unter dem Zifferblatt in die Messingplatte graviert: Louis George a Berlin

Vergleichsobjekte

Coburg, Schloss Callenberg, Louis George, Bodenstanduhr mit Flötenwerk
Kammergericht Berlin, Louis George, Bodenstanduhr ohne Musikwerk
Meininger Museen, Elisabethenburg, Inv. Nr. II 1908 U1, Louis George, Bodenstanduhr mit Flötenwerk, um 1790
Museum Eberswalde, Inv. Nr. V 214 E, Louis George, Bodenstanduhr, ehemals mit Flötenwerk, um 1780
Schloss Neuchâtel, Pierre Jacquet-Droz, Konsoluhr mit Glockenwerk, um 1779

Material/Technik

Korpus und Rückwand: Holz, Messing, aufgelegt, z. T. graviert, Applikationen: Gelbguss, vergoldet, Horn, hinterlegt mit farbigem Papier, Schildpatt, Email, Schallöffnungen: Textil; Werk: Messing, Stahl; Email; Blasebalg: Holz, Ziegenleder; Flöten: Zinn

Maße

Höhe 111,5 cm, Breite 59,5 cm, Tiefe 27,5 cm; Konsole: Höhe 42,5 cm, Breite 59 cm, Tiefe 34 cm

Ausführliche Beschreibung

Das Gehwerk besteht aus einem rechteckigen Vollplatinenwerk aus Messing, unten eingezogen und mit unten abgerundeten Ecken (H: 15,9 cm; B: 17,5 cm; Werkpfeilerhöhe: 3,93 cm; Platinenstärke: 0,22 cm; glatte Pfeiler mit Ansätzen zu den Platinen). Der volle Viertelstundenschlag erfolgt auf drei Glocken (eine ersetzt) – Grande Sonnerie – mit Repetition durch Auslösung mit Faden (Repetitionshebel fehlt) auf der Rückplatine (Stundenschlag auf tieferer Glocke, Viertelstunden auf zwei hellen Glocken). Außerdem: zwei Räderwerke in gestürzter/invertierter Anordnung (Federhaus oben) mit Rechen und Kadratur auf der Rückplatine, horizontal gelagerte Hammerwellen, Federantrieb mit umlaufenden Federhäusern, Spindelhemmung. Die Pendelfederaufhängung ist nach hinten verlängert, um das Musikwerk zu umgehen. Die Gangdauer beträgt ein bis zwei Wochen. Die Datierung der Zugfedern von dem Federnhersteller J. F. Jacob 1770 ermöglicht eine zeitliche Einordnung zur Entstehung der Uhr.
Das große, kunstvoll gearbeitete und sehr seltene Emailzifferblatt à la soleil (D: 33 cm) weist von der Mitte ausgehend jeweils zwischen den schwarzen römischen Stunden- und arabischen Fünfminutenziffern zwölf radial angeordnete Kerben auf, außerdem eine Minuterie mit Strichen (bei den Fünfminuten mit Punkten, bei den Viertelstunden mit Punkten und Strichen). Im Mittelkreis befinden sich drei Aufzugslöcher, ein weiteres über der 12 im Gehäuse für das Spielwerk. Die vergoldeten Messingzeiger in barocker Form sind ausgeschnitten, filigran graviert und ziseliert, der Stundenzeiger in einen Pfeil, der Minutenzeiger in einer geschlängelten Form auslaufend.
Der Antrieb für das Flötenwerk, ebenfalls ein Messing-Vollplatinenwerk (H: 10,6 cm; B: 17 cm; T: 12,5; Platinenstärke: 0,3 cm; Werkpfeilerhöhe: 5,64 cm) bestehend aus drei Platinen hintereinander, befindet sich mit dem Windfang (rechteckige Flügel mit abgerundeten Ecken) oberhalb des Gehwerks im Gehäuseaufsatz. Der Federantrieb mit doppelter Schnecke läuft auf einer Achse und Ketten auf zwei Federhäusern. Das Werk ist durch einen Antriebsriemen mit den im unteren Teil des Uhrkastens angeordneten Spielwerksteilen verbunden: an der Rückseite des Gehäuses ganz unten der Blasebalg aus Ziegenleder auf einem Holzbrett, darüber die nicht verschiebbare Walze mit runder Achse aus Stahl sowie das Flötenregister, bestehend aus 14 gedackten Zinnpfeifen in zwei Reihen direkt hinter dem Zifferblatt. Die hölzerne, an den Seiten mit Messing belegte Walze (L: 22,7 cm; D: ca. 9,4 cm) mit Messingstiften und -brücken spielt acht bisher nicht identifizierte Melodien, 14 Claves. Diese Spielwerksteile sind in ein Messinggestell (H: 21 cm; B: 26 cm; T: 16,3 cm) eingepasst. Die ursprünglich stündliche Auslösung vom Uhrwerk aus wurde ausgebaut, sie erfolgt jetzt manuell durch einen auf der rechten Seite angebrachten Stift.
Die geteilte Anordnung der einzelnen Antriebswerkteile im oberen und unteren Gehäuseteil ergibt sich durch den beengten Platz in der Pendule und ist typisch für Neuenburger Uhren. Daher ist es anzunehmen, dass Louis George viele Einzelteile entweder in der Berliner Uhrenfabrik, die solche Werke ebenfalls herstellten und deren Mitarbeiter aus Neuenburg stammten, oder direkt in der Schweiz erworben und in seiner Werkstatt zusammengesetzt und verfeinert hat. Für den Bezug aus der bzw. auf die Schweiz spricht auch eine von der Gehäusegestaltung sehr ähnliche Uhr im Uhrenmuseum Le Locle, für die die Gebrüder Huguenin das Werk sowie ein Glockenspiel arbeiteten. Deren Bronzebeschläge, die denen der Uhr in den Neuen Kammern sehr nahe kommen, wurden in Renan – unweit von La Chaux-de-Fonds – ausgeführt. (Ian D. Fowler, Franka Görike, Silke Kiesant)

Literatur

  • Kiesant, Silke (2013): Prunkuhren am brandenburgisch-preußischen Hof im 18. Jahrhundert. Mit einem Katalog ausgewählter Uhren Friedrichs II. und Friedrich Wilhelms II. von Preußen. Petersberg, S. 358-340, Kat. 29 (dort weitere Literaturangaben und Archivalien)
Karte
Hergestellt Hergestellt
1771
George, Louis (Uhrmacher)
Berlin
Besessen Besessen
1771
Friedrich II. von Preußen
Potsdam
1770 1773
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei...

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