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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Gemäldesammlung [GK I 799]
Bellermann, Ferdinand: Südamerikanischer Urwald - Indianer verfolgen einen durch einen Pfeil verwundeten Tiger, 1866 (?), GK I 799. (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Pfauder, Wolfgang (2008) (CC BY-NC-SA)
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Südamerikanischer Urwald - Jagd auf den Jaguar

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Beschreibung

Ferdinand Bellermann wurde zunächst in Weimar als Porzellanmaler und ab 1833 an der Berliner Akademie der Künste als Landschaftsmaler ausgebildet. Reisen nach Norwegen, Südamerika und Italien spiegeln sich in seinen Werken. Prägend für sein Oeuvre war jedoch die von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen geförderte dreijährige Reise nach Venezuela, 1842-1845. Die auf dort angefertigten Studien basierenden "Urwaldlandschaften" - tropische Landschaften Venezuelas - gehören zu seinen bekanntesten Gemälden. In den preußischen Sammlungen befanden sich einst mindestens 19 Gemälde von seiner Hand, daneben zahlreiche Ölskizzen, Aquarelle und Zeichnungen. Die großformatige "Jagd auf den Jaguar" wurde 1865 von König Wilhelm I. von Preußen (der spätere Kaiser Wilhelm I.) beim Künstler in Auftrag gegeben, nachdem dieser eine Skizze eingereicht hatte. Es entstand als formatgleiches Gegenstück zu einer bereits drei Jahre zuvor angefertigten "Urwaldlandschaft" Bellermanns (GK I 802). Heute sind beide Gemälde im Schloss Charlottenburg zu sehen. Zwei weitere formatgleiche Darstellungen der Landschaft Venezuelas, deren Verbleib heute unbekannt ist, gehörten ebenfalls zu dem Ensemble, das im Berliner Schloss aufbewahrt wurde.

Sehr nah am Betrachter:innenstandpunkt eröffnet der „Südamerikanische UrwaldJagd auf den Jaguar“ den Blick auf eine Schlucht mit Flussverlauf und Wasserfall. Oberhalb der Schlucht grenzt ein Wald mit der üppigen und vielfältigen Vegetation Venezuelas an. In der Ferne erscheint die Silhouette einer Hügelkette. Im Zentrum des Bildes zeigt Bellermann die Szene einer Jaguarjagd. Über der Schlucht dienen umgeknickte Baumstämme als Brücke, die schon von zwei Männern überquert wurde, um einen Jaguar zu verfolgen. Das Tier versucht zu fliehen, wurde jedoch bereits von einem Pfeil getroffen. Zwei Männer und eine Frau befinden sich noch auf der anderen Seite und sind im Begriff, die beiden vorausgelaufenen Männer bei der Jagd zu unterstützen. Eine weitere Figur ist lediglich schemenhaft im Dickicht des Waldes im rechten Hintergrund zu erkennen. Die Männer sind unbekleidet und die einzige Frau der Gruppe trägt einen weißen Lendenschurz. Alle sind mit Pfeil und Bogen oder mit einem Speer bewaffnet.

Das Motiv der Jaguarjagd hatte der Maler Johann Moritz Rugendas, der in der Nachfolge Alexander von Humboldts 1822 bis 1825 nach Brasilien gereist war, bereits in seinem illustrierten Reisewerk „Malerische Reise in Brasilien“ veröffentlicht. Da dieser Reisebricht eine große Öffentlichkeit erlangte, ist es wahrscheinlich, dass Bellermann die darin enthaltenen Abbildungen kannte und bei diesem Bild aufgriff. Zwar konnte Bellermann die abgebildeten Tiere und Menschen auf seiner Reise vor Ort sehen, doch widmete er sich mit Leidenschaft eher der Darstellung der dortigen Landschaft. Die figürlichen Szenen hielt er in seinem Skizzenbuch fest, um sie später gegebenenfalls als Staffage in seine Landschaften einzufügen. Dieses Gemälde entstand fast 20 Jahre nach seiner Rückkehr. Der Künstler orientierte sich hierbei an seinen vor Ort gemachten Skizzen und komponierte daraus später eine detaillierte Landschaft, die er dann mit figürlicher Staffage versah. Die dargestellte Natur ist folglich kein genaues Abbild eines Landschaftsausschnittes. Er interessierte sich vielmehr für die künstlerische Wiedergabe eines Gesamteindrucks des venezolanischen Naturcharakters und der detailliert ausgearbeiteten Vegetation. Deshalb verwundert es nicht, wenn er die Menschen der indigenen Bevölkerung und die einheimische Tierwelt nur als Beiwerk erscheinen lässt, um die vermeintliche „Exotik“ des venezolanischen Urwaldes zu verdeutlichen. In seinem Tagebuch beschreibt der Künstler unterschiedliche Begegnungen mit der indigenen Bevölkerung. Teilweise sei er auf Ausflügen zufällig auf sie gestoßen und teilweise habe er sie als Reiseführer in Dienst genommen. Dabei bleibt es unklar, unter welchen Umständen und Verhältnissen seine Beobachtungen zustande kamen.

Sowohl in seinen schriftlichen Äußerungen, als auch in seinen bildlichen Darstellungen wird seine europäische Sichtweise auf die indigene Bevölkerung deutlich. In seinen Gemälden führt er den europäischen Betrachter:innen einen Kontrast zu der eigenen Erfahrungswelt vor Augen und wird somit – dem Zeitgeschmack entsprechend – den Erwartungen des europäischen „Exotismus“ gerecht.

Dr. Alexandra Nina Bauer (2017) / Carina Anderwald (2022)

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

ohne Rahmen: Höhe: 150.00 cm Breite: 187.00 cm

Literatur

  • Beobachtung und Ideal. Ferdinand Bellermann - ein Maler aus dem Kreis um Humboldt, hrsg. v. Kai Uwe Schierz, Ausstellung, Erfurt, Angermuseum, 2014 / 2015, Petersberg 2014. , S. 40, Farbabb. 7 auf S. 39
  • Schloss Charlottenburg, hrsg. v. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 9. Aufl., Potsdam 2002 (Amtlicher Führer). , S. 148
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

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