Dargestellt ist eine Uferpartie an der Havel mit einer großen Wasser-Ampfer-Staude, deren große Blätter und orange bis rostbraune Blütenstände besonders strukturiert gespachtelt sind. (Die Pflanze ist übrigens durch die starke Bebauung von Ufern in Brandenburg gefährdet.) Die Staude ist monumental herausgestellt, die anderen Landschaftselemente - das Schilf, die Uferlinie, ein Wald, das Wasser - sind demgegenüber mit Pinsel weniger detailreich gearbeitet und dadurch zurücktretend. Auch Karl Hagemeister nutzte diese Herausstellung von dekorativen Details für seine Bildkompositionen und dieses Gemälde ist ein besonders schönes Beispiel, wie Hannah Schreiber de Grahl diesen ihren Lehrer imitiert, hier aber mit Wasser-Ampfer eigene thematische Akzente zu setzen sucht. Die enge Bindung zu Hagemeister bestand von etwa 1900 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, als das Ehepaar die Villa auf dem Franzensberg (oberhalb von Baumgartenbrück am Schwielowsee) verkaufen musste.
Ein 1910 datiertes und signiertes Gemälde Karl Hagemeisters (Bröhan-Museum 110,5 x 170,5 cm, Abb. Kat. 2018, S. 69) zeigt das in Bildausschnitt und Farbwahl genau identische Motiv. Hagemeisters Gemälde ist weniger detailreich ausgeführt. Es stellt sich die Frage, ob hier Schülerin und Lehrer in der Natur arbeiteten, wofür es ja auch fotografische Belege gibt, oder ob das rückseitig eigenhändig bezeichnete Wasser-Ampfer-Gemälde Hannah Schreiber de Grahls nicht eher in einem Atelier nach dem Gemälde des Lehrers ausgeführt wurde. Vor allem die stärker violett ausgeführte Farbigkeit des Wassers mit ihrer gewissen Gleichförmigkeit scheint dafür zu sprechen.
Erworben aus dem Nachlass der Künstlerin 2018.
Unbezeichnet. Rückseitig auf dem Keilrahmen wohl eigenhändig bezeichnet "H S d G".
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