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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Textil [IX 1378]
Mercier, Pierre (Kunsthandwerker): Bildteppich "Die Eroberung von Stettin", Folge Kriegstaten des Großen Kurfürsten, um 1695, IX 1378. (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Handrick, Roland (2000) (CC BY-NC-SA)
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Tapisserie "Die Eroberung von Stettin", Folge "Kriegstaten des Großen Kurfürsten"

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Beschreibung

Der Wandteppich stellt die Belagerung der von den Schweden gehaltenen befestigten Stadt Stettin im Jahre 1677 dar. Im rechten Vordergrund folgen Kurfürst Friedrich Wilhelm und der Kurprinz Friedrich den Ausführungen eines links von ihnen stehenden Generals, bei dem es sich vermutlich um den Prinzen von Homburg handelt. Vor ihnen hebt ein junger Page oder Offizier einen Plan in die Höhe, auf den sich das Gespräch bezieht. Rechts von der Gruppe erscheint Derfflinger mit erhobenem linken Arm. Lebendig und detailreich werden im Vordergrund Szenen der Belagerung geschildert: der Page mit dem Plan sieht voller Skepsis zur Seite, wo zwei Männer ein Pulverfass dicht an ihm vorbeirollen, Flechtkörbe werden mit Kanonenkugeln befüllt, Kanonenrohre gesäubert und eine Schubkarre voller Kugeln über den Platz geschoben. Während im Hintergrund links Stettin und rechts die breit fließende Oder zu sehen ist, wird der Mittelgrund bestimmt von der kleinteiligen und präzisen Darstellung der Batterien und Laufgänge der brandenburgischen Truppen. Zugunsten der Lesbarkeit aller Details wurde die Perspektive verschoben. Die vorderen Geschützstände hätten in dieser Anordnung den hinteren die Sicht genommen.

Die breiten Schmuckrahmen der Tapisserie beziehen sich unmittelbar auf die Hauptdarstellung, indem Zubehör des Belagerungskrieges wie Winkelmaß, Schanzkörbe, Hacke, Spaten und eine Schubkarre in das dekorative Geflecht von Lorbeerzweigen, Bändern und Fahnen integriert sind.

Die Tapisserie gehört zu der Folge der „Kriegstaten des Großen Kurfürsten“, die seine ruhmreichen Feldzüge der Jahre 1675 bis 1679 gegen die Schweden ins Zentrum stellt. Der Kurfürst inszeniert sich hier als siegreicher Feldherr, der seine Gebietsansprüche bekräftigt, denn die von ihm eroberten Gebiete Vorpommerns wurden im Frieden von Saint-Germain-en-Laye (1679) im Interesse des europäischen Gleichgewichts wieder Schweden zugesprochen. Bildteppiche galten bis weit ins 18. Jahrhundert hinein als wirkungsvolles Mittel zur Inszenierung fürstlicher Macht.Die Stadt- und Landschaftsansichten der Hintergründe gehen auf Zeichnungen des Holländers Abraham Jansz Begeijn zurück, der 1688 als kurfürstlich brandenburgischer Hofmaler bestallt wurde. Die Anteile der nachweislich für diese Serie entwerfenden Künstler Rutger von Langenfeld, Paul Carl Leygebe sowie der Gebrüder Jean-Francois und Alexander Casteels sind kaum bestimmbar. Ursprünglich bestand die Serie aus acht Wandteppichen. Der „Sieg von Warschau“ und die „Eroberung von Anklam“ sind zwischen 1786 und 1891 verlorengegangen. Fünf der sechs erhaltenen Tapisserien befinden sich heute im Schloss Oranienburg.

Susanne Evers

Material/Technik

Seide, gewirkt, Basselisse – Silberfäden – Wolle

Maße

Hauptmaß: Höhe: 400.00 cm Breite: 425.00 cm

Literatur

  • Berckenhagen, Ekhart: Die Actionen des Grossen Kurfürsten. Merciers Teppich-Folge und ihre Entwürfe, in: Sitzungsberichte / Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin, Berlin 1959/60. , S. 7-9
  • Göbel, Heinrich: Wandteppiche, Teil 3, Die Germanischen und slawischen Länder, Bd. 2, West-, Mittel-, Ost- und Norddeutschland, England, Irland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Russland, Polen, Litauen, Leipzig 1934, 80-83.
  • Heinz, Dora: Europäische Tapisseriekunst des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Geschichte ihrer Produktsstätten und ihrer künstlerischen Zielsetzungen, Wien 1995, 194-196.
  • Herrliche Künste und Manufacturen"". Fayence, Glas und Tapisserien aus der Frühzeit Brandenburg-Preußens 1680 - 1720, bearb. v. Christiane Keisch / Susanne Netzer, Ausstellung, Berlin, Kunstgewerbemuseum, 2001, Berlin 2001 (Preussen 2001), 109ff.
  • Huth, Hans: Zur Geschichte der Berliner Wirkteppiche, in: Jahrbuch der preußischen Kunstsammlungen, Bd. 56, Berlin 1935, S.80-99.
  • Jähns, Max: Der Große Kurfürst bei Fehrbellin, Wolgast und Stettin, in: Hohenzollern-Jahrbuch, 1, 1897. , S. 14-48
  • Nicolai, Friedrich: Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam, aller daselbst befindlicher Merkwürdigkeiten und der umliegenden Gegend, 3 Bde., 3. Aufl., Berlin 1786, Bd. 2. , S. 878
  • Schmitz, Hermann: Bildteppiche. Geschichte der Gobelinwirkerei, Berlin [1919].
  • Seidel, Paul: Die Herstellung von Wandteppichen in Berlin, in: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, Bd. 12, Berlin 1891. , S. 137-155, 193-206, 137-155
  • Seidel, Paul: Die Wandteppiche mit den Darstellungen der Siege des Großen Kurfürsten über die Schweden, in: Hohenzollern-Jahrbuch, 1, 1897. , S. 10-13
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei...

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