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Museum Alexandrowka Ausstellung: Abgebrannt [Ab-2008-01]
Der Einzug (Tim Esser CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Tim Esser / Tim Esser (CC BY-NC-SA)
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Der Einzug

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Beschreibung

Alexandrowka Nr.7, bei Grigorieffs, gegen 19.00 Uhr
Kurz darauf steht Wilhelmine mit einer Kerze in der Hand vor ihrem Zimmer, das sie von nun an bewohnt. Sie öffnet die Tür und schlüpft mit einer leichten Körperdrehung hindurch. Schon im Begriff, sich dem Fenster auf der gegenüberliegenden Seite zu nähern, stößt sie mit ihrem rechten Fuß gegen einen riesigen Korb mit schmutziger Wäsche. Der Korb steht da wie ein stummer, überquellender Vorwurf. Die Witwe rollt mit den Augen und pustet sich eine Strähne aus der Stirn. Ach, du lieber Himmel, das hätte ich beinahe vergessen. Sie nestelt aus einem Beutelchen, das von ihrem Gürtel hängt, ein Stück Seife, wirft es in den Korb und schiebt ihn sodann etwas zur Seite. Jetzt nicht, du bist morgen dran. Plötzlich ertönt eine kleine Messingglocke. Wilhelmine dreht sich herum, hält das Licht in die Höhe und verengt ihre Augen zu einem Spalt. Die Stubenuhr neben der Tür zeigt die siebte Stunde. Zeit für ihr Abendbrot. Kein Laut ist zu hören bis auf den Wind, der durch das leicht geöffnete Fenster hereinweht und mit den Gardinen spielt. Wilhelmine stellt die Kerze vor das Fenster und beugt sich hinaus. Beim Aufseher ist alles dunkel. Vermutlich dreht er bereits seine Runde durch die Kolonie, während seine Frau zu Hause auf ihn wartet. Die Witwe mag ihn nicht besonders. Aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Und in Wirklichkeit, so will sie glauben, ist es ihr längst egal, dass er sie einst für ein liederliches Frauenzimmer hielt und – wie sie vermutete – bei der Obrigkeit anschwärzte.
(…) Wilhelmine Schischkoff ist jetzt 58 Jahre alt und seit über 20 Jahren Witwe. Im April des vergangenen Jahres verließ sie die Kolonie, weil Nikolai, ihr Ältester, volljährig wurde und die Nachfolge seines Vaters auf der Stelle Nr. 11 antrat. Bis dahin hatte sie diese Stelle, so gut es eben ging, für ihn verwaltet. Manchmal hatte sie gehofft, im Hause bleiben zu können, wenn einmal der bewusste Tag käme. Doch als der Zeitpunkt näher kam, machte sie sich immer weniger Illusionen. Und so kam es, wie es kommen musste: Nikolai beanspruchte das ganze Haus für sich allein und mochte von einem längeren Verbleiben seiner Mutter nichts hören. Undank ist der Welten Lohn, wenn Wilhelmine etwas wusste, dann das.

Material/Technik

Digitaldruck

Maße

70 x 100 cm

Museum Alexandrowka

Objekt aus: Museum Alexandrowka

Das im Januar 2005 eröffnete Museum ist ein begehbares Baudenkmal aus dem Jahr 1826. Die verschiedenen Räume präsentieren sich im Stil des...

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