Der ursprünglich in der Bibliothek Königin Elisabeths in Schloss Charlottenburg inventarisierte Kaminschirm ist auf keinem der zahlreich überlieferten Aquarelle des Raumes zu sehen. Möglicherweise nutzte die Königin ihn variabel, was auch seine häufige Umsetzung in den Jahren bis zu ihrem Tod erklären würde.
Stilistisch eigenwillig vereint der Schirm barockisierende Elemente im Fuß mit gotisierenden Einzelformen im Rahmen. Die konstruktiven Teile stehen jedoch in einem unglücklich gewählten Maßverhältnis, denn für den sich wuchernd ausbreitenden hohen Rahmen ist das Fußgestell etwas zu klein ausgefallen. Die Schnitzerei, insbesondere am Fuß, ist vergleichbar mit anderen in dieser Zeit für den Hohenzollern-Hof entstandenen Arbeiten, eine Herstellung des Schirmes in Berlin ist daher wahrscheinlich. Wer sich hinter der Schenkerin des Schirmes beziehungsweise seiner verlorenen Stickerei - sie zeigte "2 angelnde Damen" - verbirgt, konnte bislang nicht ganz zweifelsfrei festgestellt werden. Es handelt sich wohl um Henriëtte d'Oultremont de Wégimont, die 1841 im Berliner Palais des Prinzen Albrecht von Preußen den abgedankten holländischen König Wilhelm I. geheiratet hatte. Beide führten seit dieser Zeit den Titel eines Grafen und einer Gräfin von Nassau.
Jörg Meiner / Henriette Graf
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