Die Zuschreibung des Schreibtisches an die Werkstatt des Daniel Wichmann in Berlin beruht auf einem Abgangsvermerk des Kastellans im Inventar des Potsdamer Stadtschlosses, der das Möbel bei der Überführung nach Charlottenburg 1868 näher beschrieb: "Ein Schreibtisch von Lindenholz, mit durchbrochener Gallerie, vier geschweiften mit Kreuz verbundenen Füßen, zwei verschließbaren Schubkasten. (Tischlermeister Wichmann in Berlin.) gez.: K. E."; und als Herkunft gab er das Zimmer Nr. 73 an, dessen Nutzung allerdings nicht bekannt ist. Möglicherweise stand der Schreibtisch aber zuvor in den Wohnräumen der Königin. Wegen des "K. E."-Vermerks (Königliches Eigentum) ist zu schlussfolgern, dass der Tisch vor 1861 an den Hof geliefert wurde. Seine Form und die Ornamentierung sind vom Neorokoko geprägt. Schreibtische, deren Schreibflächen mit einer Balustrade oder einem Gitter begrenzt sind, wurden im Berliner Klassizismus der Schinkel-Zeit entwickelt und sind außerhalb der Grenzen Preußens kaum nachzuweisen. Trotz der Tatsache, dass die Königin den Schreibtisch 1868 in die Charlottenburger Bibliothek ihres verstorbenen Gatten stellen ließ, handelt es sich wohl um ein für sie persönlich hergestelltes, nicht um ein von Friedrich Wilhelm IV. benutztes Möbel. Denn der König verwendete in keinem seiner Räume Arbeitstische in solch ausgeprägten Rokokoformen - die die Zeitgenossen ja zumeist mit dem Weiblichen in Zusammenhang brachten - , sondern bevorzugte generell schlichtere und straffer gestaltete Schreibmöbel.
Jörg Meiner / Henriette Graf
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