Der Mappenständer in der Bibliothek König Wilhelms IV. in Schloss Charlottenburg ist durch eine historische Raumaufnahme dokumentiert und folgt typologisch den traditionellen englischen "Fire-Screens", wie sie u. a. Loudon 1833 in seinem Vorlagenwerk veröffentlicht hatte. Loudon hatte den eigentlichen Schirm in der Mitte für eine Mappe oder die Präsentation einer Stickerei vorgesehen. Der stilisierte Rocailledekor der Samtbespannung der Mappe verrät deutlich die Entstehung des Mappenständers um 1850 - eine Datierung, die auch seine nach 1846 erfolgte Eintragung in das Inventar stützt. Wer das Möbel gearbeitet hat, ist unbekannt, doch dürfte hier ein Berliner Meister in Anspruch zu nehmen sein. Insbesondere die Form des Fußes geht auf verbreitete Modelle Karl Friedrich Schinkels und seiner Schule zurück, wenngleich beim Ständer die strengere Form dieser Vorbilder durch die Überlängung und den stark geschweiften Zuschnitt der Beine weiterentwickelt wurde. Möglicherweise ist Daniel Wichmann der Ausführende, hat er doch 1850 "ein Polisander Mappenständer" im Auftrag der Königin hergestellt, der seiner Angabe zufolge zwar als Geschenk für "S. Königliche Hoheit Prinz Friedrich" Verwendung finden sollte, doch dann möglicherweise für eigene Zwecke verwendet wurde.
Jörg Meiner / Henriette Graf
de