Der hochlehnige Stuhl steht auf zwei streng vertikalen Vorderbeinen, die leicht konisch zulaufen und übereck gestellt sind. Ihre Innenseite ist gerade gearbeitet, die Außenseite dagegen durch Voluten und flach geschnitztes Akanthuslaub akzentuiert, das auch den Fuß umspielt. Die hinteren Beine sind leicht ausgestellt und zwischen quaderförmigen Stücken rund gedrechselt. Die beiden hinteren Beine verbindet auf Höhe der Mitte eine Strebe. Ebenso sind Vorder- und Hinterbeine auf Fußhöhe verbunden, zusätzlich gibt eine Querstrebe dem Stuhl Halt. Zwischen den beiden Vorderbeinen ziert ein Bogen mit durchbrochen geschnitztem Akanthuslaub und seitlichen Blüten die Front des Stuhls. Als Sitz dient ein einfacher Rahmen mit Rohrbespannung. Aus den hinteren Beine entwickelt sich - leicht abgewinkelt - die Rückenlehne, deren äußerer Rahmen sich aus tordierten Säulchen und Querbrettern mit Akanthuslaubschnitzerei zusammensetzt. Das obere Brett ist mit einer flachen Krone verziert. Das schmale rohrbespannte Mittelfeld der Lehne begrenzen durchbrochen geschnitzte Akanthusranken. Wann genau die barockisierenden Stühle im Grünen Zimmer der Königin Elisabeth in Schloss Charlottenburg aufgestellt wurden, lässt sich bislang nicht belegen, da ihr Zugang lediglich durch eine flüchtige Bleistiftnotiz am Ende des Eintrags der Nachlassgegenstände der Königin vermerkt ist. Allerdings zeigt sie das 1869 datierte Aquarell Paul Graebs als Bestandteil einer festlich inszenierten Tafel in der Mitte des Raumes. Danach wurden sie in das Parterre in die kleine Eichengalerie Galerie (Raum 88) umgesetzt.
Die Stühle sind relativ flaue Nachbildungen von geschnitzten Stühlen der Zeit um 1700, deren einförmig und relativ phantasielos geschnitztes Akanthuslaub nur einen schwachen Abglanz barocker Arbeiten bietet. Auch die schematisch und unvermittelt dem Lehnenende aufgesetzte Krone verrät neben den Merkmalen der Verarbeitung (keine Holzdübel, lediglich verleimt) die Entstehung der Stühle im 19. Jahrhundert. Ihre Verwendung im Grünen Zimmer zu Lebzeiten der Königin Elisabeth verwundert etwas, da bei den übrigen Möbeln des Zimmers offensichtlich sehr darauf geachtet worden war, dass sie mit ihrer Versilberung zu den weiß und silbern gefassten, friderizianischen Wandvertäfelung passten.
Jörg Meiner / Henriette Graf
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