IV 22 Dokumentenschrank mit Uhrenaufsatz (Cartonnier)
Jean Pierre Latz zugeschrieben
Paris, um 1745
Graf Friedrich Rudolf von Rothenburg kaufte den Dokumentenschrank für Friedrich II. zusammen mit einem Schreibtisch (IV 21) 1747 in Paris. Er stand zunächst im Schlaf- und Arbeitszimmer des Königs in Schloss Sanssouci, im Laufe des 19. Jahrhunderts in den Kavalierzimmern. Im Jahr 1900 wurde der Schrank als einziges französisches Möbel aus den Sammlungen Kaiser Wilhelms II. auf der Weltausstellung in Paris präsentiert. Die sowjetischen Truppen transportieren den Schrank dann 1945 nach Russland und er kehrte erst 1958 zurück ins Schloss Sanssouci.
Der Dokumentenschrank wirkt wie eine kleine Kommode mit der abgerundeten Form und drei größeren sowie zwei kleineren Schubladen im unteren Bereich. Verziert mit feuervergoldeter Bronze an den Kanten mit einem weiblichen Kopf unten in der Mitte. Oberhalb findet sich mittig ein Rocaille-Motiv. Auf dem Schrank ist eine mit vergoldeter Bronze reich verzierte Uhr angebracht, daneben sitzen zwei Figuren. Die männliche Figur mit Kind im Arm auf der rechten Seite verkörpert Kronos den Gott der Zeit. Links befindet sich eine weibliche Figur mit verschiedenen Attributen zum Thema Zeit, der Handspiegel deutet auf die Personifikation der Wahrheit hin.
Möglicherweise ein Hinweis auf die Zeit, die die Wahrheit enthüllt. Der Dokumentenschrank selbst steht wiederum auf einem schlichten Unterschrank, der die Höhe des mitangekauften Schreibtisches besitzt. Eine Zeitgenössische Kopie des Ensembles befindet sich im Dritten Kavalierzimmer im Schloss Sanssouci, dem westlich gelegenen Pendant zum Arbeitszimmer im Osten.
Jule Christ
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