Korbform; alle Arme sind beidseitig belegt mit kurzen Glasstreifen, deren Anschlussstellen durch Rosetten verdeckt werden; Cul-de-lampe aus 8 ausladenden Armen, die alle mit dem oberen Gesims verbunden sind; sie tragen je 2 Kerzen in glatten, metallenen Tüllen mit gewelltem Rand und Lochungen und gläsernen, gewellten Tropftellern, außerdem je eine Vase-d‘enfilade; an jedem Arm flache Pendeloquen, Wachteln, Drachenpendel und Buchteln; Schaftenfilade aus balusterförmigem Hohlglaselement und Hohlglasvase; unter dem oberen Gesims hängt eine Hohlglasbirne; als Bekrönung Aigrette aus 8 s-förmigen Ärmchen mit Behang und balusterförmigem Hohlglaselement; anstelle des Bas-de-lustre heute Pendeloque.
Der Kronleuchter ist Teil eines Ensembles, das wohl eigens für den Salon der Kronprinzessin erworben wurde; zugehörig sind zwei Deckenlampen und drei verschiedene Paare von Wandleuchtern. Da die Vorkriegsaufnahmen den Behang nur schemenhaft erkennen lassen, ist nicht zu entscheiden, ob die rosa bis braunen Verfärbungen einzelner Behanggruppen durch Solarisierung entstanden sind oder von Beginn an als bewusstes Gestaltungsmittel eingesetzt wurden. Für letzteres könnte sprechen, dass die Verteilung der farbigen Rosetten einer festgelegten Anordnung zu folgen scheint.
Paul Schultze-Naumburg verwendete das gleiche Modell 1915 im Berliner Haus Deutsch, weshalb wohl davon ausgegangen werden kann, dass er es auch für den Cecilienhof auswählte. In seinen Formen erinnert der Kronleuchter an Erzeugnisse der Firma J. & L. Lobmeyr, deren Lieferbuch zwischen 1913 und 1918 jedoch keinen Verkauf nach Potsdam, an Schultze-Naumburg oder die Saalecker Werkstätten verzeichnet (freundlicher Hinweis von Peter Rath, Firma J. & L. Lobmeyr, Wien). Vielleicht übernahm stattdessen ein weiteres Unternehmen die Rolle des Zwischenhändlers oder stellte selbst nach Lobmeyr-Vorbild her: Kronleuchter derselben Machart sowie Wandleuchter, die einem der Cecilienhofer Modelle (Inv. Nr. VIII 138 und VIII 139) bei vermehrter Armanzahl sehr vergleichbar waren, lieferte 1921 die Berliner Firma Richard L. F. Schulz für das Landhaus Walter Schlobach-Pommer in Böhlitz-Ehrenberg (Sachsen).
Schulz, dessen Lebensdaten unbekannt sind, war wie Schultze-Naumburg Mitglied des Deutschen Werkbundes und betrieb ein Ladengeschäft in der Berliner Bellevuestraße. Seine kunstgewerblichen Werkstätten führten und fertigten nicht nur Leuchter, sondern auch Einrichtungsgegenstände unterschiedlichster Art und arbeiteten auch eigens nach Entwürfen verschiedener Architekten, etwa Friedrich Schulze Kolbitz (1843-1912), Alfred Grenander (1863-1931), Bruno Paul (1874-1968) und Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969). Eine Lieferung der Firma J. & L. Lobmeyr an Schulz ist 1916 belegt (freundlicher Hinweis von Peter Rath, Firma J. & L. Lobmeyr, Wien), doch ist sie nicht mit der Leuchterausstattung des Salons der Kronprinzessin zu identifizieren.
Eric Hartmann
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