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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Beleuchtungskörper [VIII 544]
Kronleuchter mit Fayencen und Porzellan, 36 Kerzentüllen, VIII 544. (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege, Messbildarchiv (um 1910 - 1912) (CC BY-NC-SA)
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Kronleuchter mit Fayencen und Porzellan, 36 Kerzentüllen

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Beschreibung

Schaftform; der Cul-de-lampe besteht aus einer Fayenceschale mit Messingring, in die die sechs großen, s-förmig geschwungenen, vierkantigen Kerzenarme eingesteckt sind; jeder Kerzenarm trägt einen Kranz mit je sechs kleinen s-förmigen Kerzenarmen; alle Arme sind mit Voluten, Ranken und Blättern geschmückt; Kerzentüllen aus Metall mit breitem Rand und im unteren Teil bauchig; Tropfteller aus blau-weißen Porzellantellern; unter den Tropftellern ein weiterer blütenförmiger blau-weiß bemalter Porzellanteller; zwischen den Kerzenarmen je ein kleiner Zwischenarm mit achtblättrigen blau-weiß bemalten Porzellantellern als "Reflektoren"; auf dem Schaft aufgereiht unterschiedliche blau-weiß bemalte Fayencen (Jardiniere mit floralem Muster und zwei Doppelkürbis-Vasen mit chinoisen Darstellungen) und ein chinesischer Porzellan-Kerzenleuchter, dessen Hauptmotiv der Bemalung das für diese Zeit typische „Tulpenmuster“ ist; Bekrönung (Aigrette) aus sechs dreifach gegabelten Armen mit achtblättrigen blau-weiß bemalten Porzellantellern als "Reflektoren", befestigt in einer Messingscheibe; der Bas-de-lustre ist ein großes Fayencegefäß (Höhe 30 cm), zusammengesetzt aus zwei nicht zusammengehörenden Teilen, der obere Teil mit Ruyi-Ornamentband und floralen Motiven, unterer Teil bemalt mit Jagdszenen und Landschaftsdarstellungen, die zapfenförmige Metallmontierung am unteren Abschluss ist verloren.

Möglicherweise ist der erste Nachweis dieses Kronleuchters bereits im Inventar des Berliner Schlosses von 1702 zu finden, in welchem eine „zerbrochene Porcellainen Crohne“ genannt ist. Im Inventar der Möbelkammer des Berliner Schlosses von 1888 und im Inventar des Schlosses Charlottenburg von 1892 ist er mit den jeweils gleichen Worten beschrieben als „Ein Kronenleuchter von Bronce mit Verzierungen und Manschetten von blaubuntem Porzellan und Mittelstücken von blaubunten echten Delfter Fayencen.“ Abweichend ist die Anzahl der Kerzentüllen, die 1888 mit 42 angegeben ist. 1892 fehlt die Tüllenanzahl. Am Kronleuchter befinden sich aktuell 36 später elektrifizierte Kerzentüllen. Ihn zweifelsfrei zu datieren und zuzuschreiben, ist nicht möglich. Seine Gestaltung entspricht im Aufbau den Messingkronleuchtern aus der Zeit ab 1650. Die Ornamentik an den großen Leuchterarmen lässt ebenfalls diese Zeit vermuten. Da jedoch bei einer unprofessionellen Reinigung 2008 die Oberflächenveredelung völlig entfernt und auch sonst einige nicht dokumentierte Veränderungen vorgenommen wurden, ist es zweifelhaft, ob naturwissenschaftliche Untersuchungen zu einem Ergebnis führen.

Die Gestaltung des Leuchters und die Ornamente der Arme weisen auf eine Entstehungszeit um 1700 hin. Die Delfter Fayencen am Schaft wurden gegen 1700 direkt nach Vorbildern chinesischer Porzellane produziert. Der am oberen Teil des Schaftes umgedreht verbaute Porzellan-Kerzenhalter stammt aus China und ist wahrscheinlich gegen 1650, d. h. um den Dynastiewechsel von der Ming zur Qing Dynastie 1644, während der Regierungszeit der Kaiser Chongzhen (1628-1644) und Schunzhi (1644-1661) produziert und exportiert worden. Die Porzellanteller für die Tropfteller und Reflektoren sind wohl vor 1888 in einer hiesigen Porzellanmanufaktur entstanden und haben nichts mit den Schaftteilen zu tun. Das betrifft auch die eindeutig Ende des 19. Jahrhunderts hinzugefügten Teller für je sechs Kerzen auf den großen Kerzenarmen und den oberen Abschluss mit den Reflektoren. Aus diesem Grund entstand die einführend genannte These, dass es sich bei diesem Kronleuchter um ein frühes, möglicherweise um 1700 entstandenes Objekt handelt, welches unvollständig und stark beschädigt seit 1702 in der Möbelkammer des Berliner Schlosses lagerte. Um sie in einen brauchbaren Zustand zu versetzen, wurden die Arme nach dem vorhandenen Muster neu angefertigt sowie weitere Teile (Aufsätze für die Kerzen und oberer Abschluss) hinzugefügt. Diese Schlussfolgerung zogen die Metallrestauratoren der SPSG nach einer nur oberflächlich möglichen Untersuchung des Leuchters im zusammengesetzten Zustand. Ob die Delfter Fayencen am Schaft original zum Leuchter gehörten oder Ergänzungen des 19. Jahrhunderts sind, ist unklar. Nur bei einer kompletten Demontage des Leuchters und der Untersuchung aller Teile kann geprüft werden, ob diese These haltbar kann. Eine solche Maßnahme sowie eine Restaurierung des Leuchters ohne Hinzufügung der zusätzlichen Kerzentüllen und eventuell der Bekrönung wird dringend empfohlen.

Käthe Klappenbach / Anette Mertens

Material/Technik

Gestell: Messing, ursprünglich vergoldet – Fayence, blau-weiß bemalt – Tropfteller und Reflektoren: Porzellan, blau-weiß bemalt, Unterglasur

Maße

H. 160 cm (circa); Dm. 140 cm (circa)

Literatur

  • Klappenbach, Käthe (2019): Kronleuchter des 17. bis 20. Jahrhunderts aus Messing, "bronze doré", Zinkguss, Porzellan, Holz, Geweih, Bernstein und Glas. Regensburg, Kat. Nr. 20
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

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