Pokal aus farblosem Glas, große, leicht ansteigende Fußplatte, massiver Schaft aus Ringscheiben und Doppelbaluster aus zwei gedrückten Nodi. Die trichterförmige Kuppa ist am Ansatz massiv, ihr mittleres Register ist durch übereinanderstehende Kugelungen in drei Felder unterteilt, darin ein mattgeschnittener Rankendekor mit Blüten und geblänkten Sonnenblumen, Mündungsrand verwärmt.
Dieser Gläsertyp, wegen seiner spitz zulaufenden Kuppa auch als "Scharmitzelglas" bezeichnet, wurde zwischen 1674 und 1690 vielfach von der Potsdamer Glashütte produziert. Der Stilvergleich spricht für eine Zuschreibung an den Glasschneider Christoph Tille, der 1678 aus Dessau nach Potsdam abgeworben wurde. Ein Glas mit eng verwandtem, böhmisch anmutendem Dekor und Monogramm "C. T." kann Tille zweifelsfrei zugeordnet werden (vgl. Strasser/Spiegl, Dekoriertes Glas, 1989, Kat. 142, S. 278; zu Tille und einem nahzu identischen Trichterpokal siehe Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, S. 27, 147, Taf. 4.2). Das Glas wurde 2003 im Kunsthandel erworben. [Verena Wasmuth]