Leicht glockenförmig geschwungene Becherwandung. An den Boden angeschmolzen der massiv gegossene und als Sockel gestaltete Schaft mit der formgeblasenen massiven Büste einer Nonne, deren Gesicht und Schleier nachgeschnitten wurden.
Dieser Sturzbecher aus Goldrubinglas ist mit einem Gegenstück mit Mönchsdarstellung (Inv. Nr. XIII 730) als Paar konzipiert. Scherzgläser wie dieses kunstvoll gearbeitete Sturzglas, das nur auf dem Kopf stehend geleert und nicht abgesetzt werden konnte, mokierten ganz unzweideutig den Klerus. Die höfische Tischgesellschaft liebte derartige amüsante Trinkgefäße, die das Ritual des gemeinsamen Mahls auflockerten und zudem überaus dekorativ waren. Rubingläser als Mönch und Nonne befanden sich laut Inventarbuch 1738 in Schloss Monbijou (vgl. Schmidt, Brandenburgisches Glas, 1914, S. 65). Vergleichsstücke aus farblosem Glas mit veredeltem Mündungsrand sind im Bayerischen Nationalmuseum München (Inv. Nr. 63/19), in der Stiftung Stadtmuseum Berlin (Inv. Nr. II 62/542) sowie im Berliner Kunstgewerbemuseum (Inv. Nr. W-1971-71 und W-1971-72). Das Glas wurde zusammen mit seinem Pendant 1977 im Kunsthandel erworben.
Verena Wasmuth
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