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Blauer Tuchrock mit angenähtem, schwarzem Samtmieder

Museum Schloss Lübben Regionalgeschichte [V 0261]
Blauer Tuchrock mit angenähtem, schwarzem Samtmieder (Museumsverbund Dahme-Spreewald CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museumsverbund Dahme-Spreewald / Kati Krüger (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Im Gegensatz zum Kostüm, mithilfe dessen sich der Träger in verschiedene Charaktere verwandeln kann, verdeutlich die Tracht das Typische der Region. Dabei ist die Tracht bestimmten Regeln unterworfen und grenzt sich von der privaten Kleidung und den Berufstrachten ab, die regional und konfessionell nicht oder kaum verankert sind. Die Trägerin identifiziert sich mit ihrer Heimat und zeigt an ihrer Kleidung, wer sie ist. Trotzdem versteht sich die Tracht nicht als Uniform, weil sie ihre Individualität im Detail äußert und dem Zeitgeschmack folgt. Eine vollständige niedersorbische Tracht besteht aus knielanger Unterhose, weißen Kniestrümpfe und schwarzen Riemchenschuhen, Unterrock, Tuchrock mit Samtmieder, Kittelchen, Schultertuch, Schürze, Schärpe und Haube oder Kopftuch. In den kalten Monaten tragen die Frauen zudem eine schwarze Polka.
Aus Privatbesitz kam dieser Tuchrock 1997 in die museale Sammlung. Das dunkle Blau des Wollstoffes in Kombination mit der schwarzen, aufgenähten Zierspitze lassen auf eine ältere, lang verheiratete Trägerin schließen. Vermutlich trug sie diesen Tuchrock zum sonntäglichen Kirchgang oder besonderen, feierlichen Anlässen, wenn sie als Gast angemessen gekleidet erscheinen wollte. Zum Tanz oder zur Spinte wird sie ihn wohl nicht getragen haben.

Material/Technik

Textilien / genäht

Maße

Breite
379
Höhe
97 cm
Gewicht
1,789

Ausführliche Beschreibung

Die ersten Abbildungen sorbischer/wendischer Trachten liefert das Kostümbuch des königlichen Kupferstichkabinetts in Dresden, das auf Befehl König August des Starken von Sachsen 1700 angefertigt worden ist. In der Sächsischen Kleiderordnung von 1750 wird zudem festgelegt, dass die ländliche Bevölkerung, genauer gesagt die Bauern und Bäuerinnen, auf einheimische Stoffe wie Leinwand und Wollstoffe zurückgreifen, auf Seide und Kattun aber verzichten soll. Lediglich einzelne Accessoires oder zusätzliche Kleidungsstücke durften ausnahmsweise verziert bzw. aus edleren Materialien gefertigt sein.
Dem kundigen Betrachter liefert die Tracht eine Vielzahl von Informationen: aus welcher Ortschaft die Trägerin stammt, die augenblicklichen wirtschaftlichen Verhältnisse, die soziale Stellung innerhalb der Dorfgemeinschaft, den Personenstand (ledig, verheiratet, verwitwet), die Gelegenheit (Tanz, Spinte, Amtsgang, sonntäglicher Kirchgang, Hochzeit, Kommunion, Konfirmation, etc.) bzw. die Trauerstufe (Voll-, Halb-, Vierteltrauer, Freudenzeit). Aus Privatbesitz kam dieser Tuchrock 1997 in die museale Sammlung. Das dunkle Blau des Wollstoffes in Kombination mit der schwarzen, aufgenähten Zierspitze lassen auf eine ältere, lang verheiratete Trägerin schließen. Vermutlich trug sie diesen Tuchrock zum sonntäglichen Kirchgang oder besonderen, feierlichen Anlässen, wenn sie als Gast angemessen gekleidet erscheinen wollte. Zum Tanz oder zur Spinte wird sie ihn wohl nicht getragen haben.
Der Trachtenrock setzt sich aus Rockteil und Samtmieder zusammen. Vom untersten Punkt des Halsausschnittes am Rücken bis zum unterem Bund des Tuchrockes misst er eine Länge von 97 cm. Insgesamt wiegt der Tuchrock 1,789 kg. Der Rock ist am oberen Bund in für die niedersorbische Tracht typischen Smokfalten gelegt. Im Inneren des Tuchrockes werden die entstandenen Falten mit Smokstichen fixiert. Dabei näht man zwei Falten mit ein oder zwei Stichen zusammen und führt die Naht zum nächsten Paar. Dadurch stabilisieren sich die Falten und behalten über eine Länge von ca. 15 cm ihre Form. Der gesamte Umfang des Tuchrockes beträgt 379 cm, wovon 319 cm in den beschriebenen Smokfalten gelegt worden ist. Die restlichen 60 cm bilden die Front des Rockes, sind nicht in Falten gelegt, und bestehen aus einem einfacheren Baumwollstoff. Zudem verdeckt die darüber getragene Schürze diesen Teil des Rockes. Der Stoff wurde häufig geflickt und mit anderen Stoffresten repariert. Man kann also daraus schließen, dass der Trachtenrock oft und ausgiebig getragen wurde. Eine hellblaue Besenborte schließt den Tuchrock ab, um den Stoff vor Abrieb zu schützen und dem Rock in seiner A-Form Stabilität zu geben.
Der Tuchrock weist in der Front eine Öffnung zwischen dem Tuch- und dem Baumwollstoff auf. Das ermöglicht das leichtere Anziehen der Tracht und misst 28 cm in der Länge. Geschlossen wird er durch einen einfachen Verschluss mit einem Haken und Auge. Außerdem besitzt er auf der andern Seite eine Tasche. Diese ist mindestens 20 cm tief, maximal 33 cm tief. Der Längenunterschied entsteht, da die Tasche oben schräg in der Taschenöffnung endet. In ihr wurde ein kleines, mit Blütenmuster bunt bedrucktes Taschentuch gefunden.
Im unteren Drittel ziert ein schwarzes, 4 cm breites Samtband den Rock. Es umspannt den gesamten Rock und misst eine Länge von 379 cm. Der obere Rand des Bandes ist nach hinten gefalten, der untere wurde flach aufgenäht. Darüber befindet sich in einem Abstand von wenigen Zentimetern ein schwarzes Spitzenband. Die Spitze besitzt beidseitig bogenförmige Ränder und zeigt im Inneren der Medaillons Rosenblüten. Ihre größte Höhe ist 7 cm, ihre kleinste beträgt 5 cm.

Ein Foto zeigt den Trachtenrock auf links gedreht und verdeutlicht die Art und Weise des Nähens sowie der unterschiedlichen Stoffe. Das Futter des Tuchrockes besteht aus einem leichten, gestreiften Stoff und einem weißen, festeren Stoff. Dies ist eine Besonderheit. Oft ist das Futter der Tuchröcke aus nur einem Material geschnitten. Manchmal findet man auch Trachten, bei denen das Futter nur das unterste Drittel des Rockes bedeckt. Gründe dafür können vielfältig sein. Ein gesamtes Futter bietet Wärme, benutzt aber mehr Stoff, ein nur teilweise eingenähtes Futter erlaubt Stabilität am unteren Rand des Rockes und Sparsamkeit im Stoffverbrauch. Der Rock wird leichter und nicht zu warm. Ob die Zweiteilung des Futters bei dieser Tracht auf eine Stoffknappheit beim Nähen zurückzuführen ist, lässt sich schwer herausfinden. Da der gestreifte Stoff weicher und leichter ist als der ungestreifte, besteht auch die Möglichkeit, dass letzterer als Futter genommen wurde, um den Tuchrock am Bund in Form zu halten und ihn voluminöser zu gestalten.

Museum Schloss Lübben

Objekt aus: Museum Schloss Lübben

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