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Brasilianischer Urwald

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Gemäldesammlung [GK I 1271]
Rugendas, Johann Moritz: Brasilianischer Urwald, 1830, GK I 1271. (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Handrick, Roland (1965-2001) (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Der Maler Johann Moritz Rugendas, der einer Augsburger Künstlerfamilie entstammte, zählt zu den so genannten „Reisekünstlern“ des 19. Jahrhunderts. Diese bereisten in der Nachfolge Alexander von Humboldts die kurz zuvor unabhängig gewordenen Staaten Lateinamerikas und hielten ihre Eindrücke künstlerisch fest.

Nach der Rückkehr von seiner ersten Reise nach Brasilien (1822-1825), bei der Rugendas eine wissenschaftliche Exkursion als Reisezeichner begleitete, machte er in Paris Bekanntschaft mit dem Naturforscher Alexander von Humboldt. Dieser hatte 26 Jahre zuvor eine Forschungsexpedition nach Südamerika unternommen. Begeistert von Rugendas‘ authentischer „Darstellung der Physiognomie der Natur“ Südamerikas unterstützte Humboldt seinen späteren Freund bei der Veröffentlichung seines Berichts „Malerische Reise in Brasilien“. Dieses illustrierte Reisewerk beinhaltete sowohl Landschaftsdarstellungen als auch Porträts und Darstellungen des Brauchtums der vor Ort lebenden Schwarzen, indigenen und europäischen Bevölkerung. Humboldt erwies sich auch in den folgenden Jahren als wichtiger und einflussreicher Mentor für Rugendas, denn er stellte Kontakte zum preußischen Königshaus her, beeinflusste den Künstler in seiner Motivwahl und beauftragte ihn mit der Illustration seiner Publikationen.

1831 brach Rugendas zu seiner zweiten Südamerikareise auf, die ihn 16 Jahre lang durch Mexiko, Chile, Peru, Bolivien, Argentinien, Uruguay und Brasilien führte.
Heute ist Rugendas vor allem in Südamerika berühmt und seine Darstellungen als zeitgenössische Quelle für die frühen Jahre der Unabhängigkeit geschätzt. In Europa nahm das Interesse an „Reisekunst“ aus Südamerika jedoch bereits in den letzten Lebensjahren Humboldts merkbar ab, so dass Rugendas heute nur noch Wenigen bekannt ist.

Rugendas‘ „Brasilianischer Urwald“ (GK I 1271) von 1830 entstand nach der Rückkehr von der ersten Brasilienreise. Fast über die gesamte Bildfläche erstreckt sich die detailliert ausgearbeitete tropische Pflanzenwelt des brasilianischen Urwalds. Der Künstler zeigt eine üppige Landschaft mit einer Vielzahl unterschiedlicher Pflanzen. Rechts im Vordergrund ragt ein großer Baum empor, in dessen Baumkrone bunte Papageien sitzen. Nur auf den zweiten Blick ist im Vordergrund eine Gruppe von vier unbekleideten Menschen der indigenen Bevölkerung Brasiliens bei der Jagd zu erkennen. Einer der beiden Männer, die jeweils mit Pfeil und Bogen bewaffnet sind, zielt auf einen bunten Vogel im Dickicht. Der andere Mann und zwei Frauen schauen ihm gespannt dabei zu. Rugendas legt den Fokus des Bildes eher auf die präzise Landschaftsdarstellung und weniger auf die Wiedergabe der Menschen, die beinahe wie Staffagefiguren erscheinen. Durch die Darstellung der Menschen als nackte, im Einklang mit der Natur lebende „edle Wilde“ unterstreicht der Künstler die Wirkung der Unberührtheit und Ferne des brasilianischen Waldes. Rugendas hatte durch die Länge seines Aufenthalts die Möglichkeit, die Sitten und Bräuche der einheimischen Bevölkerung kennenzulernen. Dabei ist es unklar, unter welchen Umständen und Verhältnissen seine Beobachtungen zustande kamen. Fachkundige Zeitgenossen hinterfragten die Echtheit seiner Darstellungen der indigenen Bevölkerung Südamerikas. Der abgebildete Charakter der Natur wurde hingegen von mehreren Naturforschern als realitätsnah angesehen und die künstlerische Umsetzung gelobt.

Der Künstler zeigt hier den Blickwinkel eines Europäers, der den europäischen Betrachter:innen einen Kontrast zu ihrer eigenen Erfahrungswelt vor Augen führt und somit – dem Zeitgeschmack entsprechend ¬– den Erwartungen des europäischen „Exotismus“ gerecht wird.

Das Gemälde wurde vermutlich um 1880 vom preußischen Königshaus erworben und im Berliner Schloss aufbewahrt. Bereits seit 1830/1831 befanden sich Werke des Künstlers in den königlichen Sammlungen. Insgesamt besaß das preußische Königshaus sechs Gemälde des Malers. Gemeinsam mit einem weiteren Werk von Rugendas ist dieses Gemälde heute im Schloss Charlottenburg zu sehen.

Carina Anderwald (2022)

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

ohne Rahmen: Höhe: 62.00 cm Breite: 49.00 cm

Literatur

  • Schloss Charlottenburghrsg. v. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 9. Aufl., Potsdam 2002 (Amtlicher Führer). , S. 148
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

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