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Grüner Tuchrock mit angenähtem, schwarzem Samtmieder

Museum Schloss Lübben Regionalgeschichte [V 0262]
Grüner Tuchrock mit angenähtem, schwarzem Samtmieder (Museumsverbund Dahme-Spreewald CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museumsverbund Dahme-Spreewald / Kati Krüger (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Im Gegensatz zum Kostüm, mithilfe dessen sich der Träger in verschiedene Charaktere verwandeln kann, verdeutlich die Tracht das Typische der Region. Dabei ist die Tracht bestimmten Regeln unterworfen und grenzt sich von der privaten Kleidung und den Berufstrachten ab, die regional und konfessionell nicht oder kaum verankert sind. Die Trägerin identifiziert sich mit ihrer Heimat und zeigt an ihrer Kleidung, wer sie ist. Trotzdem versteht sich die Tracht nicht als Uniform, weil sie ihre Individualität im Detail äußert und dem Zeitgeschmack folgt. Eine vollständige niedersorbische Tracht besteht aus knielanger Unterhose, weißen Kniestrümpfe und schwarzen Riemchenschuhen, Unterrock, Tuchrock mit Samtmieder, Kittelchen, Schultertuch, Schürze, Schärpe und Haube oder Kopftuch. In den kalten Monaten tragen die Frauen zudem eine schwarze Polka.
Aus Privatbesitz kam dieser Tuchrock 1997 in die museale Sammlung. Das dunkle Grün des Wollstoffes in Kombination mit der schwarzen, aufgenähten Zierspitze lassen auf eine ältere, verheiratete Trägerin schließen. Vermutlich trug sie diesen Tuchrock zum sonntäglichen Kirchgang oder besonderen, feierlichen Anlässen, wenn sie als Gast angemessen gekleidet erscheinen wollte. Zum Tanz oder zur Spinte wird sie ihn wohl nicht getragen haben. Mit anderen Trachtenteilen kaufte das Museum diesen Tuchrock 1997 aus Privatbesitz an.

Material/Technik

Textilien / genäht

Maße

Breite
395 cm
Höhe
98
Gewicht
1,796 kg

Ausführliche Beschreibung

Im Gegensatz zum Kostüm, mithilfe dessen sich der Träger in verschiedene Charaktere verwandeln kann, verdeutlich die Tracht das Typische der Region. Dabei ist die Tracht bestimmten Regeln unterworfen und grenzt sich von der privaten Kleidung und den Berufstrachten ab, die regional und konfessionell nicht oder kaum verankert sind. Die Trägerin identifiziert sich mit ihrer Heimat und zeigt an ihrer Kleidung, wer sie ist. Trotzdem versteht sich die Tracht nicht als Uniform, weil sie ihre Individualität im Detail äußert und dem Zeitgeschmack folgt. Eine vollständige niedersorbische Tracht besteht aus knielanger Unterhose, weißen Kniestrümpfe und schwarzen Riemchenschuhen, Unterrock, Tuchrock mit Samtmieder, Kittelchen, Schultertuch, Schürze, Schärpe und Haube oder Kopftuch. In den kalten Monaten tragen die Frauen zudem eine schwarze Polka.
Die ersten Abbildungen sorbischer/wendischer Trachten liefert das Kostümbuch des königlichen Kupferstichkabinetts in Dresden, das auf Befehl König August des Starken von Sachsen 1700 angefertigt worden ist. In der Sächsischen Kleiderordnung von 1750 wird zudem festgelegt, dass die ländliche Bevölkerung, genauer gesagt die Bauern und Bäuerinnen, auf einheimische Stoffe wie Leinwand und Wollstoffe zurückgreifen, auf Seide und Kattun aber verzichten soll. Lediglich einzelne Accessoires oder zusätzliche Kleidungsstücke durften ausnahmsweise verziert bzw. aus edleren Materialien gefertigt sein.
Dem kundigen Betrachter liefert die Tracht eine Vielzahl von Informationen: aus welcher Ortschaft die Trägerin stammt, die augenblicklichen wirtschaftlichen Verhältnisse, die soziale Stellung innerhalb der Dorfgemeinschaft, den Personenstand (ledig, verheiratet, verwitwet), die Gelegenheit (Tanz, Spinte, Amtsgang, sonntäglicher Kirchgang, Hochzeit, Kommunion, Konfirmation, etc.) bzw. die Trauerstufe (Voll-, Halb-, Vierteltrauer, Freudenzeit). Aus Privatbesitz kam dieser Tuchrock 1997 in die museale Sammlung. Das dunkle Grün des Wollstoffes in Kombination mit der schwarzen, aufgenähten Zierspitze lassen auf eine ältere, verheiratete Trägerin schließen. Vermutlich trug sie diesen Tuchrock zum sonntäglichen Kirchgang oder besonderen, feierlichen Anlässen, wenn sie als Gast angemessen gekleidet erscheinen wollte. Zum Tanz oder zur Spinte wird sie ihn wohl nicht getragen haben. Mit anderen Trachtenteilen kaufte das Museum diesen Tuchrock 1997 aus Privatbesitz an.

Der Trachtenrock wurde größtenteils mit Maschine genäht, teilweise mit Hand verputzt. Er besteht aus Tuch, einem festen, leicht angerauten Wollstoff. Die Rückansicht weist die für niedersorbische Trachtenröcke typischen Smokfalten auf. Diese Nähtechnik benötigt viel Stoff und zeigt daher ein gewisses Maß an Wohlstand. Der gesamte Umfang dieses Tuchrockes beträgt 395 cm, wo von 357 cm in Smokfalten gelegt worden ist. Die restlichen 38 cm wurden glatt vernäht und bestehen aus einem leichten, glänzenden Baumwoll- oder Satinstoff. Dieser Teil des Rockes, genannt Sparfleck, liegt beim Tragen der vollständigen Tracht unter der Schürze und wird nicht gesehen. Zwischen dem Tuch- und dem baumwollartigen Stoff gibt es eine Öffnung, die ein leichteres Anziehen der Tracht ermöglicht und 30 cm in der Länge misst. Geschlossen wird sie durch einen einfachen Verschluss mit mittels Haken und Öse. Außerdem besitzt der Tuchrock eine innenliegende Seitentasche.
Im Inneren des Tuchrockes wurden die Falten mit Smokstichen fixiert. Das Futter des Rockes besteht aus Baumwolle. Der untere Bund schließt mit einer hellen Besenborte ab, die den Stoff vor Abrieb schützt und dem Schnitt des Rockes Stabilität verleiht.
Vom untersten Punkt des Halsausschnittes am Rücken bis zum unterem Bund des Tuchrockes misst der gesamte Trachtenrock eine Länge von 98 cm. Insgesamt wiegt er 1,796 kg.

Im unteren Drittel des Tuchrockes umspannt ein schwarzes, 3 cm breites Samtband den gesamten Rock, ist also 395 cm lang. Beider Ränder des Bandes wurden flach an den Rock angenäht, so dass sie keinen eigenen Saum aufweisen. Darüber befindet sich ein schwarzes, mit Blütenmotiven verziertes Spitzenband mit bogenförmigen Abschlüssen. Ihre größte Höhe beträgt 14 cm, ihre kleinste 10 cm. Die Spitze ist 336 cm lang und umfasst somit den Großteil des Rockes. Offensichtlich verzichtete man aus Kostengründen darauf, auf den restlichen 59 cm die Spitze zu verwenden, weil die Schürze beim Tragen der vollständigen Tracht diesen Abschnitt des Rockes verdeckt. Auf ökonomische Sparsamkeit deutet auch das Ansetzen eines 4,5 cm langen, dünneren Samtbandes an der Front des Tuchrockes, das ebenfalls unter der Schürze liegen würde.

Das für niedersorbische Trachtenröcke typische Oberteil, genannt Mieder, besteht aus schwarzen Samt. Vom Bund bis zum untersten Punkt des Halsausschnittes misst das Rückenteil des Mieders 27 cm. Das auf dem Bild gezeigte Rückenteil besteht aus einem Einzelteil und ähnelt einem "V", da es am unteren Bund des Mieders deutlich schmaler ist als an den Schultern. Der Schnitt verleiht dem Mieder eine figurbetonende Form. In der üblichen Nähweise besteht das Mieder aus 5 zusammengesetzten Stoffteilen. Im vorliegenden Fall nähte man jedoch nach Fertigstellung des Mieders mehrere Nähte über den Samt. Das Rückenteil wurde mittig halbiert, die Wiener Nähte wurden lediglich angedeutet und die Schulternähte wurden hinzugefügt. Eine weitere Besonderheit bildet ein angefügtes Samtband an der Taille. Befestigt an der Naht zwischen Frontteil und Rückteil misst es 34 cm in der Länge und 1,5 cm in der Breite. Es verschließt das Mieder mit einem schwarzen Knopf auf der gegenüberliegenden Seite, auf dem in goldener Farbe "*DEUTSCHE*MODE*" steht. Zusätzlich wurden Bänder an die Ösen des Miederverschlusses geknüpft, um die Öffnung zu vergrößern. Das gilt als Indiz dafür, dass die Trägerin den Trachtenrock viele Jahre lang trug und ihn an ihre Maße anpasste. Außerdem war es üblich, Trachten von Generation zu Generation weiterzugeben. Auch in diesem Fall wurden Bänder zwischen den Haken und Ösen der Verschlüsse benutzt, um die Größe anzupassen, ohne das Kleidungsstück umzunähen.
Das Futter des Mieders wurde aus vier Teilen gefertigt: zwei Front- und einem Rückenteil sowie einem zusätzlichen Stück am Verschluss. Es besteht aus Leinenstoff.

Museum Schloss Lübben

Objekt aus: Museum Schloss Lübben

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