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Johann Rudolph Fischer, Bodenstanduhr mit Harfenwerk, 1763/1764, Inv. Nr. V 97, V 36 (Werk)

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Uhren und Musikinstrumente [V 97, V 36 (Werk)]
Fischer, Johann Rudolph: Bodenstanduhr mit Harfenwerk, 1763/1764, V 97, V 36 (Werk). (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY)
Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Ziebe, Oliver (Berlin, 2020) (CC BY)
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Beschreibung

Die Uhr gehört zur Originalausstattung des als Speisezimmer genutzten, heute sogenannten Tressenzimmers im Unteren Fürstenquartier des Neuen Palais in Potsdam. Dabei handelt es sich um eines der kostbar dekorierten Appartements, die König Friedrich II. von Preußen für fürstliche Gäste in dem 1763 bis 1769 erbauten Schloss einrichten ließ.
Auf querrechteckigem Grundriss setzt der dreiteilige Aufbau aus Sockel, Pendelkasten und Kopf auf. Der Sockel wird durch diagonal gestellte Ecken betont. In die Vorderseite des Pendelkastens ist eine hochrechteckige Tür mit einer runden, verglasten Öffnung in der Mitte eingelassen, an den Seiten liegen auf gleicher Höhe ebenso runde und durch vergoldete Gelbgussleisten gerahmte Felder. Die gesamte Uhr ist mit reicher, feuervergoldeter Gelbgussdekoration verziert: durch Leisten und Rocaillen gerahmte Felder, im mittleren Teil und seitlich am Kopf Gitterwerk, Früchte, Blumenranken und Einzelblüten, Akanthusblätter und Muschelwerk. Auf den verkröpften Ecken des Sockels befindet sich jeweils eine kürbisartige Frucht auf Akanthusblättern, etwas kleinere Früchte dieser Art verstecken sich in einer aus Akanthus gebildeten Rocaille unter den Voluten an den beiden oberen Ecken des Pendelkastens. Die oben mit einem Segmentbogen abgeschlossene und verglaste Tür an der Frontseite des Uhrenkopfes besitzt einen glatten, vergoldeten Gelbgussrahmen. In der Zone darüber ziert ein Muschelmotiv mit seitlichen Rocaillen und dazwischen liegendem Gitterwerk und abschließender Blüte die Fläche unter dem aufgebrochenen Giebel. Hinter dem Giebel und an den Seiten befindet sich ein flacher, balustradenartiger Aufsatz, der von einer Tazza („Körbchen“) mit reichem Blumenschmuck bekrönt wird. Rechts und links auf dem gesprengten Giebel lagern zwei der Mitte zugewandte Putten. Der rechte, mit aufgestütztem rechtem Knie, hält eine Blumengirlande. Der linke streckt eine Hand danach aus und weist mit dem Zeigefinger der anderen Hand auf das Zifferblatt. Das Loch auf der Oberseite seines Kopfes deutet auf die Stelle einer heute verlorenen Applikation.
Johann Melchior Kambly fertigte 1763/64 die schildpattfurnierte Uhr für das damals im Bau befindliche Neue Palais. Eine zur selben Zeit entstandene, fast identische, nur in einigen dekorativen Elementen abweichende Uhr, einst ebenfalls mit Harfenwerk, wurde im Chinesischen Haus im Park Sanssouci aufgestellt (vgl. SPSG, Inv. Nr. V 19). Die Gehäuseform folgt dem Vorbild englischer Bodenstanduhren aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, während die hochqualitativen, feuervergoldeten und feinziselierten figürlichen Zierelemente aus Kamblys Bronzewarenfabrik in Potsdam typisch für seine Möbel- und Uhrenentwürfe im Auftrag Friedrichs II. sind (vgl. SPSG, Inv. Nr. V 1, V 2, V 19, V 20). (Silke Kiesant)

Beschriftung/Aufschrift

in der Mitte des Ziffernrings auf einem gebogenen, versilberten Messingschild „Fischer a Potsdam“

Vergleichsobjekte

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Inv. Nr. V 1, Johann Melchior Kambly, Bodenstanduhr mit Flötenwerk
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Inv. Nr. V 2, Johann Christian Hoppenhaupt, Bodenstanduhr
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Inv. Nr. V 19, Johann Rudolph Fischer, Bodenstanduhr, ehemals mit Harfenwerk
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Inv. Nr. V 20, Abraham-Louis Huguenin, Bodenstanduhr
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Inv. Nr. V 113, Johann Rudolph Fischer, Harfenuhr

Material/Technik

Gehäuse: Ahorn (Korpus); Wacholder (Innenfurnier); Schildpatt, furniert und mit rotem Papier unterlegt; Gelbguss, feuervergoldet; Glas; Uhr- und Schlagwerk: Messing, vergoldet; Ziffern- und Anzeigenringe: Messing(?), versilbert; Stahl, z.T. gebläut

Maße

Höhe 320 cm, Breite 86 cm, Tiefe 60 cm

Ausführliche Beschreibung

Das Achttagegehwerk mit Gewichtsantrieb und rückführender Ankerhemmung besteht aus einem rechteckigen Vollplatinenwerk aus Messing (H: 17,5 cm; B: 14 cm; Werkpfeiler-H: 6 cm; Platinenstärke: 0,35 cm). Die Werkpfeiler weisen in der Mitte einen verdickten Ring auf, seitlich zu den Platinen jeweils zwei dünne Ringe, zu den Platinen hin kegelförmige Ansätze. Ebenso wie das Antriebswerk ist das Geh- und Schlagwerk auf einen quer durch den Uhrenkopf eingepassten Werkstuhl aus Weißbuche (H: 3 cm; T: 24,5 cm; B: 52,4 cm) montiert. Die Uhr besitzt eine Grande Sonnerie (Vierviertelschlag): alle Viertelstunden auf sechs kleinen Glocken, wobei diese nacheinander bei Viertel einmal, bei Halb zweimal, bei Dreiviertel dreimal und zur vollen Stunden viermal ausgelöst werden. Zur vollen Stunde ertönt zusätzlich der Stundenschlag auf der siebten, großen Glocke. Diese liegt über dem Werk, die sechs kleineren, ineinander angeordneten Glocken rechts daneben und um 90° gedreht. Die große Glocke, das Pendelzwischenstück mit Pendelfeder, das komplette Pendel, die Darmsaiten für den Aufzug und die meisten Lager wurden bei der Restaurierung 1993 erneuert. Sie waren entweder nicht mehr vorhanden oder durch mechanische Gewalteinwirkung auf das Werk zerstört worden. Da auch die originalen Antriebsgewichte verloren waren, wurden andere eingesetzt.
Das für die Entstehungszeit der Uhr altertümlich wirkende Zifferblatt besteht aus einer rechteckigen vergoldeten Messingplatte mit halbrundem Arkus (H: 40 cm; B: 28,5 cm) als oberen Abschluss, deren Ecken mit Bandl- und Rankenwerk sowie mit Masken im frühbarocken Stil dekoriert sind. Der versilberte Ziffernring (D: 27 cm) zeigt schwarz ausgefüllte römische Stundenziffern, dazwischen jeweils lilienartige Halbstundenmarkierungen, arabische Fünfminutenziffern, eine gebogene Strichminuterie zwischen den Stunden- und Minutenziffern sowie eine Viertelstundenstrichmarkierung an der Innenseite des Reifs. Unterhalb der XII befindet sich ein kleiner versilberter Sekundenring mit schwarzen arabischen Fünfminutenziffern und einer Fünfsekundenstrichmarkierung am Innenrand, dazu ein einfacher gebläuter Stahlzeiger. Oberhalb der Uhrmachersignatur liegen die beiden Aufzugsvierkante, unterhalb zeigt ein viereckiger Ausschnitt die Datumszahl. Die reich ausgebildeten barocken, durchbrochen gearbeiteten Stunden- und Minutenzeiger bestehen aus gebläutem Stahl. Im Arkus sind zwei versilberte Ringe als Anzeigen zum An- und Abschalten des Schlag- und Spielwerks mit balusterförmigen Zeigern angeordnet: links „Sonne les Quarts / Les heures Seules Rien“, rechts „Clavessin / Non Clavessin“.
Das stabwerksförmig angeordnete Antriebswerk (H: 18 cm; B inkl. Walzenhalterung: 20 cm; T: 7 cm) befindet sich, um 90° gedreht, rechts neben dem Gehwerk, der Windfang mit viereckigen, an einer Seite abgerundeten Flügeln über der Walze. Der Spielwerksrahmen misst H: 27,5 cm; B: 37,5 cm; T: 16,3 cm. Die hölzerne Walze (B: 29 cm; D: 13,8 cm) mit Stahlstiften und vierkantiger Walzenachse kann von links ausgetauscht werden. Auf der Walze klebt seitlich ein Papier mit der Aufschrift „Allegro (…)“, auf der Walze ist eingeritzt: „XX“, möglicherweise die Walzennummerierung, was für eine außerordentlich große Anzahl von Austauschwalzen spräche. An der Außenplatine des Spielwerks gibt es eine weitere Einritzung „N 6490“. Hinter der Walze, auf der Gehäuserückseite, war ursprünglich das hackbrettähnliche Instrument mit Stahlsaiten angeordnet. Es ist derzeit ausgebaut und befindet sich im Depot. Vorhanden sind nur noch die 50 Hämmer mit ihren an den Enden befindlichen krummen Spitzen, den Tangenten. Das Harfenwerk konnte zu jeder vollen Stunde ausgelöst werden. Zurzeit gibt es keine Verbindung zwischen Uhr- und Spielwerk.
Auf der inneren Gehäuserückwand klebt unten ein mit schwarzer Tinte, höchstwahrscheinlich im 19. Jahrhundert beschrifteter Papierzettel: „Mutio Clementi – um 1750.“ Der mit dem irrtümlichen Datum versehene Name weist auf den italienischen Komponisten, Pianisten, Musikverleger und Klavierbauer Muzio Clementi (1752-1832). Er galt, ähnlich wie Mozart, als Wunderkind, der schon als Zwölfjähriger komponierte und ab 1780 Konzertreisen an europäische Fürstenhöfe unternahm. Eine der Melodien auf den vermutlich zahlreich vorhandenen Walzen für diese Harfenuhr stammte wohl aus seiner Feder. Friedrich II. von Preußen soll vor allem eine Vorliebe für Clementis Flötensonaten gehegt haben, was nicht ausschließt, dass eines seiner Klavierwerke für die dafür passendere Harfenuhr transponiert worden ist. (Ian D. Fowler, Franka Görike, Silke Kiesant)

Literatur

  • Kiesant, Silke (2013): Prunkuhren am brandenburgisch-preußischen Hof im 18. Jahrhundert. Mit einem Katalog ausgewählter Uhren Friedrichs II. und Friedrich Wilhelms II. von Preußen. Petersberg, S. 310-313, Kat. 22 (dort weitere Literatur und Archivalien)
Hergestellt Hergestellt
1763
Johann Melchior Kambly
Potsdam
Hergestellt Hergestellt
1763
Johann Rudolph Fischer
Potsdam
Besessen Besessen
1763
Friedrich II. von Preußen
Potsdam
1762 1766
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

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